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Ländliche Siedlungsstrategien im römischen Sizilien. Neue Siedlungs- und Wirtschaftsformen jenseits der Sädte
Antragstellerin
Privatdozentin Dr. Rebecca Klug
Fachliche Zuordnung
Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 564863751
Sizilien war in römischer Zeit nicht vollständig durch Städte geprägt. Während der urbane Raum an der Nord- und Ostküste blüht, entstanden an der Südküste neue Siedlungsformen, die trotz fehlender Städte zu einem lebendigen ländlichen Raum führen. Es entsteht eine vielfältige Siedlungslandschaft aus vici, Villen und Gehöften, die komplexe Siedlungssysteme bildeten. Auch die neuen Hafenorte an der Südküste waren ein wichtiger Teil dieser Systeme. Den Schwerpunkt der Habilitation bilden Fragen nach den verschiedenen Siedlungs- und Wirtschaftsformen im ländlichen Sizilien, besonders im Hinblick auf das Fehlen städtischer Zentren an der Südküste und im Binnenland sowie das Aufkommen ländlicher Großsiedlungen mit zentralem Charakter. Die Basis dafür bilden die drei Göttinger Surveyprojekte (Gela, Kamarina und im Hinterland von Agrigent. Die neuen Siedlungsformen waren nicht nur an der Südküste zu finden, sondern auch in anderen Teilen Siziliens. Zwar sind die Siedlungsformen in allen Bereichen gut vergleichbar, aber es gibt im Siedlungsgefüge doch unterschiedliche Ausprägungen. So spielen die vici an der Südküste und im Binnenland eine andere Rolle als an der stark urbanisierten Nordküste. An der Südküste und im Binnenland müssen sie die Aufgaben der fehlenden Städte übernehmen und bieten ein gewisses Maß an Infrastruktur für den ländlichen Raum. Der Blick über Sizilien hinaus zeigt, dass die Entwicklung in Süditalien, allen voran Apulien, gut mit Sizilien vergleichbar ist. In Mittelitalien hingegen sind bereits größere Unterschiede erkennbar, sei es in der Ausprägung des Siedlungssystems oder in der chronologischen Entwicklung. Die deutlich stärkere Urbanisierung in Mittelitalien ist wahrscheinlich ursächlich für diese Unterschiede. In Spanien und Griechenland scheinen dagegen ebenfalls die Villen und Gehöfte eine größere Rolle zu spielen und vici, wenn überhaupt vorhanden, nur von untergeordnetem Interesse zu sein. In Spanien liegen die vermeintlichen vici, ähnlich wie in Italien und Sizilien, eher in den Bereichen fernab von den Städten, sodass sie wahrscheinlich auch dort zentrale Aufgaben übernommen haben. Unterschiede in den vorhandenen Siedlungsformen lassen sich insbesondere auf den Grad der Urbanisierung zurückführen. In stark urbanisierten Landschaften ist das Siedlungsbild ganz klar von Villen und Gehöften geprägt, während in Gebieten ohne städtische Zentren die viel diskutierten vici eine zentrale Funktion einnehmen und die infrastrukturellen Voraussetzungen für einen blühenden ländlichen Raum bieten.
DFG-Verfahren
Publikationsbeihilfen
