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Oikeion Agathon. Platons Theorie des Eigenen
Antragsteller
Dr. Hermann Crüwell
Fachliche Zuordnung
Geschichte der Philosophie
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 564880310
Ich möchte in drei Artikeln erstmals Platons Konzeption des Eigenen (oikeion) grundlegend erforschen. Die Qualifizierung, dass etwas einer Entität wesensmäßig zueigen und damit für sie angemessen, erstrebenswert und gut ist, durchzieht zahlreiche Diskussionen in Platons Werk. Der Begriff des oikeion spielt hierbei eine Schlüsselrolle. Aber deutet seine Verwendung in den unterschiedlichen Diskussionen auf eine zugrundeliegende Theorie hin? Meine Hypothese lautet, dass sich der Kern einer solchen Theorie tatsächlich rekonstruieren lässt. Dabei möchte ich mich besonders in Artikel 1 von dem Gedanken leiten lassen, dass für Platon die grundsätzliche Determinante für Zugehörigkeit (oikeiotēs) ontologisch ist: die Natur einer Entität bestimmt, welche Aktivität, Disposition und welche Objekte ihr wesenseigen und welche Entitäten ihr wesenszugehörig sind. In Artikeln 2 und 3 möchte ich herausarbeiten, wie Platons Überlegungen zu unserer wahren Natur zu einem revisionären Verständnis unserer wahren Güter und Angelegenheiten (oikeia) und unserer menschlichen Angehörigen (oikeioi) führen. Das Projekt schließt eine Lücke, da es bisher zwar Studien zu Einzeldiskussionen gibt, aber keine grundlegende Untersuchung von Platons Konzeption des Oikeion. Erst eine solche Untersuchung kann jedoch den zugrundeliegenden oikeion-Begriff wirklich begreifbar machen und damit auch zum rechten Verständnis der Einzeldiskussionen beitragen. Was aber macht den oikeion-Begriff so besonders und setzt ihn von anderen Begriffen wie idion, syngenes oder physis ab, die ebenfalls als Bindeglieder zwischen positiven Beschreibungen von Entitäten und normativen Schlüssen über sie fungieren? Wie ich im skizzierten Projekt zu zeigen versuche, wählt Platon (und im Anschluss an ihn die Stoiker) oftmals insbesondere diesen Begriff, weil er einen 1) hohen Grad an Generalität (beispielsweise bis hin zum Einbezug anderer Subjekte) mit einer 2) intuitiven Begründung für Normativität verbindet. Dass Platon gerade den oikeion-Begriff wiederholt in Schlüsseldiskussionen verwendet, deutet an, dass dieser für ihn etwas leistet, was ihn von anderen verwandten Begriffen absetzt und besonders macht. In der Philosophiegeschichte ist der Begriff des oikeion als Schlüsselkonzept der stoischen Ethik bekannt. Mein Projekt kann die begriffsgeschichtliche Diskussion auf eine neue Grundlage stellen, da Bezüge zur platonischen Philosophie bisher höchstens für Teilbereiche herausgearbeitet wurden. Darüberhinaus könnte eine grundlegende Arbeit zu Platons oikeion-Konzeption sowohl zu zeitgenössischen Diskussionen von Ethiken der Parteilichkeit, als auch zum auf die Oikeiōsis rekurrierenden Diskurs über die ursprüngliche Welterschließung des Menschen eine interessante systematische Perspektive beitragen.
DFG-Verfahren
WBP Stelle
