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Der Reiz des Rätsels. Ästhetik, Epistemologie, Politik und Ethik einer modernen Reflexionsfigur
Antragstellerin
Dr. Eva Stubenrauch
Fachliche Zuordnung
Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 565008754
Das wissenschaftliche Netzwerk „Der Reiz des Rätsels. Ästhetik, Epistemologie, Politik und Ethik einer modernen Reflexionsfigur“ setzt sich die systematische und historische Erforschung des Rätsels in der Moderne zum Ziel und untersucht, wie es als Form und Funktion Literatur- und Medienästhetiken, Philosophie, Politik, Wissenschaftsgeschichte und Gesellschaftstheorie geprägt hat. Die Netzwerkgruppe setzt der literaturwissenschaftlichen Annahme, das Rätsel habe mit Beginn der Moderne seine soziale Relevanz eingebüßt, die Analyse der formalen und funktionalen Transformationen entgegen, die das Rätsel zur Handlungsstruktur moderner Genres wie dem Kriminal- oder Schauerroman, zur Argumentationsfigur in Methoden und Theorien (Hermeneutik, Psychoanalyse, Soziologie), zur Rhetorik politischer Gründungs- und Verschwörungsnarrative und zur populären Spielform in medialen Unterhaltungsformaten werden ließen. Die systematische Perspektive auf das Rätsel als moderner Reflexionsfigur wird durch die Interdisziplinarität der Netzwerkgruppe sichergestellt, die einen literaturwissenschaftlichen Schwerpunkt (NdL, Komparatistik, Anglistik, Romanistik) mit medien- und geschichtswissenschaftlichen, philosophischen und soziologischen Kompetenzen verbindet. Für die historische Frage, welche Kontinuitäten zwischen den vormodernen Konjunkturen der ‚einfachen Form‘ und ihren Aktualisierungen in der Moderne erkennbar sind und welche historischen Brüche und Innovationen seit 1800 relevant wurden, integriert das Netzwerk mediävistische und frühneuzeitliche Expertisen. In seiner historisch komparativen und interdisziplinären Zusammenarbeit erschließt das Netzwerk im Rätsel ein neues, epochenübergreifendes Forschungsfeld. In seinem Zentrum steht die These, dass das Rätsel mit der Moderne für verschiedene Wissens- und Gesellschaftsfelder einen besonderen Reiz ausübt, der vor allem in seiner Doppelfunktion der Destabilisierung und Restabilisierung von Realität liegt. Mit und durch Rätselstrukturen werden die Grundfragen der Moderne reflektiert: vom Problem ‚Wirklichkeit vs. Fiktion‘ über die Unzugänglichkeit des Anderen bis hin zur Porosität epistemischer und politischer Ordnungen. Die Erforschung des Rätsels als Grundstruktur moderner Realitätswahrnehmung, -aushandlung und -darstellung wird durch die Netzwerkarbeit in vier Phänomen- und Wirkungsbereichen organisiert: Rätselstrukturen, Rätselepistemologien, Politiken des Rätsels und Ethiken des Rätsels. Als Ergebnis steht der Gruppe die Erstellung eines Kompendiums vor Augen, das die historisch-systematische Grundlagenforschung des Netzwerks bündelt und das Forschungsfeld ‚Das Rätsel in der Moderne‘ als Orientierung für weitere Studien erschließt. Zudem soll ein Zeitschriftenschwerpunkt publiziert werden, der den Phänomenen und Funktionen des Rätsels als Darstellungs- und Denkform in Literatur- und Theoriegeschichte seit 1800 nachgeht und die individuellen Projekte der Netzwerkmitglieder präsentiert.
DFG-Verfahren
Wissenschaftliche Netzwerke
Mitverantwortlich(e)
Dr. Dana Steglich
