Detailseite
Klimawandel fühlen
Antragsteller
Professor Dr. Michael Schnegg
Fachliche Zuordnung
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 565290414
Klimawandel ist ein emotionales Thema. Unser Wissen über Klimaemotionen basiert wesentlich auf Studien, die im Globalen Norden durchgeführt wurden und die Gefühle von jungen Menschen und Aktivist:innen beschreiben. Dabei werden in der Analyse oft therapeutische Kategorien wie "Klimaangst", "Solastalgie" und "Trauer" verwendet. Als ich mit namibischen Pastoralisten über den Klimawandel sprach, wurden solche Emotionen nicht erwähnt. Stattdessen sprachen sie von Gefühlen wie "kollektiver Einsamkeit". Viele dieser Gefühle enthalten einen Funken Hoffnung, dass die Dinge wieder besser werden. Um dies zu verstehen, schlage ich zwei Schritte vor. Im ersten Schritt untersuche ich Kimaemotionen durch das Vokabular meiner Forschungspartner:innen und nicht durch therapeutische oder akademische Kategorien. Im zweiten Schritt argumentiere ich mit den Phänomenologen Hermann Schmitz und Gernot Böhme, dass Emotionen nicht als psychologische Prozesse im Kopf entstehen, sondern von Atmosphären ausgehen, die uns berühren. Ekstatische Beziehungen zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Körpern erzeugen in dieser Perspektive Atmosphären. Wenn Atmosphären zwischen Körpern entstehen, können sich Atmosphären auch verändern, wenn Körper wie Regen, Weiden und Tiere sich in Zeiten des Klimawandels verändern oder verschwinden. Während Abwesenheiten eine Atmosphäre des Verlusts schaffen, ist der Verlust nie endgültig. Es ist ein Zwischenzustand, der mit neuen Beziehungen gefüllt werden kann. Um diese Neuorientierungen in einer zunehmend zerstörten Umwelt zu verstehen, untersuche ich in meiner Ethnographie Projekte der Hoffnung und der Reparatur, durch die (einige) Menschen neue Beziehungen zu ihrer Umwelt aufbauen. Während die Atmosphäre, die der Klimawandel schafft, also durch eine Dualität von Verlust und Hoffnung gekennzeichnet ist, nehmen Menschen diese Atmosphäre unterschiedlich wahr. Ziel des Projektes ist es, die Bedingungen zu identifizieren, unter denen Menschen den Klimawandel auf die eine oder andere Weise fühlen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
