Detailseite
Untersuchung der Auswirkungen verschiedener Anästhetika auf die Lymphgefäßfunktion - ein experimenteller und translationaler Ansatz
Antragstellerin
Dr. Judith-Elisabeth Riemer
Fachliche Zuordnung
Anästhesiologie
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 565674550
HINTERGRUND: Spontane Kontraktionen spezialisierter lymphatischer Muskelzellen tragen im Wesentlichen zum Weitertransport von Lymphflüssigkeit aus dem Interstitium in das Kreislaufsystem bei. Dieser Mechanismus wird auch Lymphgefäßpumpe genannt und ist entscheidend für die Aufrechterhaltung der Flüssigkeitshomöostase. Entzündungsreaktionen, sowie bestimmte Medikamente (z.B. Narkosemittel) können dieses System stören und hierdurch Komplikationen wie ein (Lymph-)Ödem oder eine Hypovolämie verursachen. Es ist bisher jedoch unklar, welche Narkosemittel genau eine solche Lymphoplegie verursachen und welche Mechanismen diesem Phänomen zugrunde liegen könnten. Zudem besteht bisher ein erheblicher Mangel an etablierten Technologien zur funktionellen Messung der Lymphgefäßpumpe beim Menschen. ZIELE: In diesem Projekt sollen die Auswirkungen verschiedener Narkosemittel (Isofluran, Propofol und Ketamin) auf die Lymphgefäßpumpe in einem intensivmedizinischen Mausmodell untersucht werden. Besonderes Augenmerk wird hierbei auf die Rolle des sympathischen Nervensystems (SNS) bei der Modulation dieser Wirkung gesetzt werden (ZIEL 1 und 2). Darüber hinaus wird angestrebt, die Methode der nicht-invasiven Nahinfrarot-Lymphangiographie (NIR), welche bereits am Mausmodell etabliert wurde, erstmalig auf den Menschen zu übertragen (ZIEL 3). METHODEN: Um die Ziele 1 und 2 zu verfolgen, wird ein bereits etabliertes intensiv-medizinisches Mausmodell verwendet werden. Die Mäuse werden mit Isofluran, Propofol oder Ketamin in Narkose versetzt und der positive endexpiratorische Druck (PEEP) sowie die Sauerstoffsättigung (SpO2) überwacht. Die Lymphgefäßfunktion wird mittels Live-NIR-Lymphangiographie gemessen, die gewonnenen Daten werden anschließend mittels MATLAB analysiert werden. Im Rahmen der Untersuchungen des Ziel 3, werden brachiale Indocyaningrün (ICG) Injektionen, gefolgt von NIR-Lymphangiographie-Aufzeichnungen durchgeführt werden. Die Messungen werden in drei verschiedenen Positionen für jeweils 5 Minuten durchgeführt und am kontralateralen Arm wiederholt werden. Die Aufzeichnungen werden wiederum mit MATLAB ausgewertet werden. TRAGWEITE: Das Wissen, welche Anästhetika die Lymphfunktion beeinflussen könnten ist entscheidend, um in Zukunft bessere und vor allem personalisierte Therapieentscheidungen für Patient*Innen treffen zu können. Die Klärung der Frage, ob das SNS eine Rolle bei der Vermittlung dieser Wirkung spielt, kann zur Entwicklung von therapeutischen Strategien beitragen, die z.B. vasoaktive Wirkstoffe einsetzen, um den Effekten entgegenzuwirken. Ferner würde die Etablierung einer nicht-invasiven Methode zur Messung der menschlichen Lymphgefäßfunktion das Feld der Lymphmedizin weiter voranbringen. Dies könnte künftige Untersuchungen über die Auswirkungen pharmakologischer Wirkstoffe (z. B. Narkosemittel) oder pathophysiologischer Prozesse (wie Entzündungen und septischer Schock) auf die menschliche Lymphfunktion ermöglichen.
DFG-Verfahren
WBP Stipendium
Internationaler Bezug
USA
Gastgeberin
Dr. Katarina Ruscic, Ph.D.
