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Jugend im Wettbewerb. Mobilisierung, Wettbewerbsgeist und Zukunftsgestaltung im 20. Jahrhundert

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 566050384
 
Das Projekt untersucht Kinder- und Jugendwettbewerbe, die im 20. Jahrhundert zu einem Massenphänomen wurden. Eine wachsende Vielzahl an Tätigkeitsfeldern vom Musizieren über naturwissenschaftlich-technische Projekte bis zu Fremdsprachenkenntnissen wurde in Wettbewerbsformate überführt, die breite Masse der Kinder und Jugendlichen war regelmäßig zur Teilnahme eingeladen. Hinter den Wettbewerben standen – in unterschiedlichen Konstellationen – Unternehmen, politische Parteien, Ministerien und Verbände, die mit Schulen und Ausbildungsbetrieben kooperierten. Dieses Format war in Demokratien und Diktaturen, markt- und planwirtschaftlichen Gesellschaften attraktiv. Trotz ihrer enormen Popularität wurden Kinder- und Jugendwettbewerbe auch international kaum erforscht. Deutschland bietet sich als Fallbeispiel an, um an der Schnittstelle von Verwettbewerblichung, Kindheit und Jugend die Wettbewerbe als Modus der Gestaltung gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Ordnung in ihren Kontinuitäten und Brüchen unter unterschiedlichten Rahmenbedingungen zu untersuchen und so den Grundstein für weitere, international vergleichende Forschung zu legen. Kinder- und Jugendwettbewerbe werden dabei als Teil einer Geschichte des Vergleichens, der gesellschaftlichen Selbstbeobachtung und -vermessung sowie von Diskursen und Praktiken rund um Leistung, Meritokratie und Ungleichheit verortet. Um die Wettbewerbe als übergreifendes, dabei aber flexibel ausgestaltbares und wandelbares Gesamtphänomen untersuchen zu können, besteht das Projekt aus zwei Studien. Studie 1 untersucht Kinder- und Jugendwettbewerbe in der DDR; Studie 2 untersucht die Wettbewerbe in der Bundesrepublik, wobei beide Studien transnationale sowie längere historische Linien einbeziehen. Die Antragstellerin vertieft die bisherige Forschung zu nationalsozialistischen Jugendwettbewerben und erarbeitet durch konzeptionelle Beiträge den Rahmen für zeitlich übergreifende sowie internationale Vergleiche. Indem es Wettbewerbskulturen, Leistungsvorstellungen und -praktiken im Zusammenhang mit Anreizstrukturen untersucht, die individuelle und gesellschaftliche Interessen und Bedürfnisse aufeinander beziehen sollten und dies aber auf je spezifische Weise taten, leistet Grundlagenarbeit für die Erforschung einer Grundsignatur des 20. und 21. Jahrhunderts. Drei Perspektiven leiten beide Studien. Kinder- und Jugendwettbewerbe werden untersucht als 1. Praktiken der Leistungszuschreibung; 2. in ihrer Funktion für die Gestaltung individueller Lebensläufe sowie wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ordnung; 3. als Arenen zur Verhandlung des Verhältnisses zwischen Individuum und Kollektiv. Ziel des Projekts ist es, Kinder- und Jugendwettbewerbe als sozialen Interaktionsmodus sichtbar zu machen. Es fragt nach den damit verbundenen Denkweisen, Praktiken, Ordnungsvorstellungen und Emotionen, um zu erforschen, wie ausgehend von Gegenwartsdiagnosen individuelle und kollektive Zukünfte gestaltet werden sollten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Dänemark, Schweden
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner Professorin Dr. Christina Lubinski; Professor Dr. Daniel Lövheim
 
 

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