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Der Einfluss des oralen Mikrobioms, des lokalen Entzündungsgeschehens sowie der oralen Gesundheit auf die orthodontische Zahnbewegung insbesondere bei Lippen-Kiefer-Gaumenspalten - OrthoCleftBiome
Antragstellerin
Privatdozentin Dr. Corinna Seidel
Fachliche Zuordnung
Zahnheilkunde; Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 566085831
Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten (LKGS) sind die zweithäufigste angeborene Fehlbildung des Menschen. In der kieferorthopädischen Therapie im jugendlichen Alter steht die Durchführung komplexer, orthodontischer Zahnbewegungen im Vordergrund. Bei LKGS-Fehlbildungen mit Gaumenbeteiligung sind die Nasen- und Mundhöhle miteinander verbunden. Bei Lippen-(Kiefer-)Betroffenheit ist die Mundhöhle ungenügend zur Außenwelt abgeschirmt. Eigene Vorstudien konnten bei LKGS-Patienten bereits kurz nach der Geburt ein dysbiotisches Mikrobiom (Ungleichgewicht mit Zunahme an pathogenen Mikroorganismen) und erhöhte orale Konzentrationen pro-inflammatorischer Zytokine darlegen. LKGS-Patienten neigen zu vermehrtem Zahnbelag, Karies, Zahnfleischentzündung, Knochenabbau, Zahnlockerungen und Zahnverlusten, was mit Veränderungen des Mikrobioms zusammenhängen könnte. Eine Dysbiose des oralen Mikrobioms in Kombination mit oralen Entzündungen führt zu oralen Erkrankungen. Dysbiosen des Darm-Mikrobioms gehen mit verändertem Knochenstoffwechsel und Neigung zu Osteoporose einher. Dysbiosen des oralen Mikrobioms und orale Entzündungen könnten Einfluss auf Knochenstoffwechsel und die orthodontische Zahnbewegung nehmen und somit die Prognose kieferorthopädischer Behandlungen verschlechtern. Damit ergibt sich eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine Verlängerung der orthodontischen Therapie bei LKGS-Patienten, sowie ein höheres Risiko für Zahnverluste, Knochenabbau, Wurzelresorptionen und zusätzlichen operativen Interventionen. Es gibt Hinweise, dass gingivale Entzündungen mit veränderten orthodontischen Zahnbewegungensraten korrelieren. Allerdings fehlen Studien, welche potentielle Korrelationen zwischen dem oralen Mikrobiom und lokalen Zytokinkonzentrationen mit der orthodontischen Zahnbewegungsrate generell untersucht haben, d.h. weder bei Patienten ohne LKGS noch bei Vorliegen einer LKGS. Das Projekt zielt auf longitudinale, klinische, prospektive Untersuchung des oralen Mikrobioms, der lokalen Zytokinkonzentrationen, der oralen Gesundheit sowie der dreidimensionalen Zahnbewegung während der orthodontischen Therapie bei Kindern und Jungendlichen ohne LKGS im Vergleich zu LKGS-Patienten ab. Übergeordnetes Ziel soll die Detektion von mikrobiell-immunologischen Einflussfaktoren auf das Ausmaß und die Geschwindigkeit der orthodontischen Zahnbewegungsrate, insbesondere bei LKGS-Patienten, sein. Genauere Kenntnisse der oralen Dysbiose bei LKGS werden zukünftig helfen, den Zahn- und Knochenerhalt zu fördern und die kieferorthopädische Behandlungsdauer zu reduzieren. Zusätzlich können innerhalb der orthodontischen Behandlung neue biomechanisch individualisierte, biologisierte Behandlungsmittel mit individuellen Kraft- und Momenten-Abstimmungen für Patienten mit LKGS entwickelt werden. Gleichzeitig lassen sich daraus neue präventive, interdisziplinäre Behandlungskonzepte entwickeln und damit den Weg für zukünftige interdisziplinäre, Multicenter-Studien ebnen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
