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Die Klimatisierung des Wagniskapitals: Transformationen finanzieller Expertise, Bewertung und Inszenierungen

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 566086766
 
Das Projekt untersucht, wie sich Wagniskapital (VC)-Unternehmen als Antwort auf die Herausforderung des Klimawandels transformieren und wie diese Transformationen ihre Einflussnahme auf die Gestaltung der globalen Klimapolitik verändern. Seit ihrem Aufkommen nach dem Zweiten Weltkrieg haben VC-Unternehmen das Wachstum von Sektoren vorangetrieben, die mit erheblichen Treibhausgasemissionen verbunden sind, darunter Informationstechnologie, Biotechnologie und E-Commerce. Heute spielen sie jedoch auch eine Schlüsselrolle im Aufstieg der „grünen Finanzwirtschaft“, der Finanzierung von Innovationen zur Bewältigung von Umweltproblemen wie dem Klimawandel. Dies reflektiert einen Wandel im Finanzsektor, in dem finanzielle Ziele zunehmend mit Umweltfragen verknüpft werden. Das Projekt argumentiert, dass diese Anpassung weder selbstverständlich noch automatisch erfolgt, sondern ein arbeitsintensiver Prozess ist, der in der soziologischen Forschung bisher wenig Beachtung fand—einen Prozess, den ich als „Klimatisierung des Wagniskapitals“ oder allgemeiner als „Klimatisierung der Finanzwirtschaft“ bezeichne. Das Projekt ist an der Schnittstelle von Finanzsoziologie, Wirtschaftssoziologie und Wissenschafts- und Technikforschung (STS) angesiedelt und untersucht die Klimatisierung als eine entscheidende Voraussetzung für die häufiger untersuchte Finanzialisierung der Klimapolitik. Um dieses Zusammenspiel zwischen der Klimatisierung von Finanzakteuren und der Finanzialisierung der Klimapolitik zu erforschen, verfolgt das Projekt folgende Fragen: Wie integrieren VCs Klimafragen in ihre Wissens- und Bewertungspraktiken, und wie beeinflusst dies ihre Rolle in der Finanzialisierung der globalen Klimapolitik? Das Projekt ist in drei empirische Arbeitspakete (WPs) unterteilt. Jedes WP konzentriert sich auf eine Teilfrage, die in aktuellen theoretischen Debatten verankert ist. Diese Debatten betreffen die Veränderung der Expertise finanzieller Akteure, das Aufkommen neuer Praktiken und Instrumente zur Bewertung natürlicher Entitäten sowie die Rolle öffentlicher Inszenierungen in der globalen Umwelt-Governance. Methodisch ist das Projekt als multi-sited Ethnographie von Klima-VC-Märkten in Deutschland angelegt, mit einem besonderen Fokus auf „Artikel 9“ VC-Fonds, die als Vorreiter nachhaltiger Investitionen gelten. Zu den zentralen Datenerhebungsmethoden gehören qualitative Interviews mit Akteuren aus dem Klima-VC-Sektor (VCs, Unternehmer:innen, Politiker:innen), Dokumentenanalyse (insbesondere der Methoden, die von VC-Unternehmen zur Berechnung des „climate impact“ von Start-ups verwendet werden) und ethnographische Beobachtungen der Arbeit von Klima-VCs (insbesondere auf politischen Konferenzen wie der UNFCCC Klimakonferenz COP). Die Datenanalyse folgt dem Paradigma der Grounded-Theory-Analyse, indem theoriegeleitete Codes entwickelt werden, die auf die Forschungsziele abgestimmt sind, aber flexibel genug bleiben, um die vernakuläre Sinnbildung der Akteure zu erfassen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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