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Die Zukunft von Staatsbürgerschaft: eine deliberative Untersuchung von Meinungsbildung zum Wahlrecht in europäischen Migrationsgesellschaften
Antragstellerin
Dr. Franziska Maier
Fachliche Zuordnung
Politikwissenschaft
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 566221006
In Zeiten durchlässiger Grenzen stehen Konflikte um Staatsbürgerschaft in ganz Europa auf der politischen Agenda. Für Politik und Forschung ist es von zunehmender Bedeutung, öffentliche Meinungen zu diesen Themen zu verstehen, um demokratische Integrität und sozialen Zusammenhalt zu wahren. Meinungen zur Migration sind jedoch oft mehrdeutig und politische Lösungen vielschichtig. Um sie zu untersuchen wendet dieses Forschungsvorhaben ein vergleichendes Design auf europäische Migrationsgesellschaften an. Es liefert Erkenntnisse für die theoretische und empirische Demokratieforschung wie für die Politik.Öffentliche Diskurse in europäischen Demokratien problematisieren zunehmend das fehlende Wahlrecht für Personen ohne Staatsbürgerschaft. In der politischen Theorie verkörpert das Wahlrecht für Nicht-Staatsangehörige ein zentrales Dilemma zwischen universellen demokratischen Normen und der Integrität nationaler Staatsbürgerschaft. Trotz des häufigen Vorschlags in der politischen Theorie, das Wahlrecht an den Wohnsitz statt an die Staatsbürgerschaft zu binden, sind solche Umsetzungsversuche häufig politisch gescheitert. Dies führt zu einer interessanten Kluft zwischen politischer Theorie und Praxis. Dieser Forschungsvorschlag untersucht diese Kluft mittels drei Forschungsfragen.Erstens wird eine repräsentative Umfrage in drei unterschiedlichen Migrationsregimen durchgeführt (Deutschland, Frankreich und Spanien). Das Projekt ist für die Zusammenarbeit mit einem Team im Vereinigten Königreich konzipiert. Dies ermöglicht einen umfassenden Vergleich von Meinungen zum Wahlrecht für Nicht-Staatsangehörige in europäischen Migrationsgesellschaften.Zweitens erfassen deliberative Treatments, wie Meinungen über das Wahlrecht von Nicht-Staatsangehörigen gebildet werden. Während zunehmend das Lösen komplexer Probleme durch deliberative Beteiligungsverfahren vorgeschlagen wird, gibt es Forschungslücken in Bezug auf deren potenzielle politische Ergebnisse. Dies ist von besonderer Bedeutung für polarisierte Themen wie die Migration. Das methodische Design nutzt das theoretische Konzept der "kommunitaristischen" und "liberalen" Deliberation von Rainer Forst (2001), um mögliche Ergebnisse zu unterscheiden: Während letztere davon ausgeht, dass Deliberation zu progressiven Positionen führt, führt die "kommunitaristische" Deliberation zu einer Orientierung an gemeinschaftlichen Werten. Drittens sind Fragen der Staatsbürgerschaft im 21. Jahrhundert auch Fragen der globalen Demokratie. Die Existenz transnationaler Diskurse wird untersucht, um den Konflikt zwischen "Universalismus" (die Orientierung an allgemeingeltenden Regeln für alle) und "Partikularismus" (die Orientierung an nationalen Besonderheiten) zu beleuchten. Positive wie negative Positionierungen gegenüber dem Transnationalismus werden qualitativ untersucht. Außerdem werden potenziell entstehende gesamteuropäische Diskurse um Staatsbürgerschaft identifiziert.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Frankreich, Großbritannien, Spanien
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner
Camille Bedock, Ph.D.; Professorin Dr. Lala Muradova; Professor Dr. Matt Ryan
