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AEI-DFG: Die Rolle von Orientierung und Verteidigung: Erforschung grundlegender Reaktionsstrategien in Wahrnehmung und Verhalten

Fachliche Zuordnung Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 566299199
 
Orientierungs- und Defensivreaktionen sind grundlegende Strategien, die das Verhalten von Menschen und Tieren unter Bedrohung steuern. Welche Reaktion dominiert, hängt von der wahrgenommenen Bedrohungsnähe ab. Die spanische Forschungsgruppe hat gezeigt, dass diese Wahrnehmung individuell variiert und sich in der Herzrate (HR) widerspiegelt: Eine Verlangsamung deutet auf Orientierung hin, eine Beschleunigung auf Abwehr. Diese Muster treten beim Betrachten aversiver Bilder wie Verletzungsszenen oder furchtkonditionierten Reizen auf. Während Orientierung die sensorische Verarbeitung und Aufmerksamkeit verstärkt (sensory intake), reduziert Abwehr diesen Effekt (sensory rejection), was schnellere Vermeidungsreaktionen und eine erhöhte motorische Kortexaktivität fördert. Im Alltag begegnen Menschen Bedrohungen jedoch meist in Form sozialer Hinweise wie wütenden oder ängstlichen Gesichtern oder lernen durch soziale Kommunikation, welche Personen gefährlich sein könnten. Die deutsche Forschungsgruppe untersucht die psycho(patho)logischen Mechanismen des verbalen Bedrohungslernens und zeigt, wie Instruktionen sensorische Verarbeitung, physiologische Reaktionen und Verhalten gegenüber sozialen Bedrohungen bei gesunden Personen und in klinischen Populationen beeinflussen. Dieses Projekt integriert diese Forschungsansätze in einem sozial-neurowissenschaftlichen Rahmen. Es werden folgende Fragen untersucht: (1) Ob wütende Gesichter HR-Verlangsamung (Orientierung) oder Beschleunigung (Abwehr) auslösen, abhängig von der wahrgenommenen Bedrohungsnähe, und wie diese Muster mit oszillatorischer Gehirnaktivität, sensorischer Verarbeitung und motorischer Kortexaktivierung für Vermeidungsreaktionen zusammenhängen. (2) Ob sozial vermittelte Bedrohungen – also Gesichter, die mit unangenehmen elektrischen Reizen assoziiert wurden – ähnliche Verhaltens-, autonome und oszillatorische Reaktionsmuster hervorrufen. (3) Wird untersucht, ob eine verzerrte Wahrnehmung schwacher Emotionsausdrücke in bedrohlichen Kontexten von Orientierung oder Abwehr abhängt. (4) Wird geprüft, ob orientierungsdominierte Teilnehmer (HR-Verlangsamung) besser neue Bedrohungs- und Sicherheitsreize lernen als abwehrdominierte (HR-Beschleunigung), also schneller erkennen, dass ein zuvor bedrohlicher Reiz sicher ist und umgekehrt (Reversal Learning). (5) Schließlich sollen Studiendaten zusammengeführt und ein klinischer Datensatz re-analysiert werden, um interindividuelle Unterschiede in der Bedrohungswahrnehmung und deren klinische Relevanz zu untersuchen. Die Studien kombinieren multivariate EEG/MEG-, periphere und Verhaltensmessungen unter Anwendung maschinellen Lernens (Elastic Nets). Insgesamt untersucht das Projekt oszillatorische Gehirnaktivität und autonome Muster von Orientierung und Abwehr als Funktion der Bedrohungsnähe, des sozialen Bedrohungs- und Sicherheitslernens sowie interindividueller Unterschiede in der Wahrnehmung von Gesichtern und Personen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Spanien
Kooperationspartner Professor Dr. Stephan Moratti
 
 

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