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Zwischen nicht-optimaler Entscheidung und limitierter Erwartungsbildung – Experimentelle Evidenz zu Trägheit anhand von Prozessdaten
Antragsteller
Professor Dr. Johann Graf Lambsdorff
Fachliche Zuordnung
Wirtschaftstheorie
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 566399671
Das Projekt untersucht das Phänomen der Trägheit bei wirtschaftlichen Entscheidungen, bei dem Akteure wie Verbraucher oder Unternehmen ihre Handlungen eher schrittweise als unmittelbar an neue wirtschaftliche Bedingungen anpassen. Traditionelle makroökonomische Theorien führen diese Trägheit auf starre Faktoren wie Kosten für Preisanpassungen und schwerfällige Informationsflüsse zurück. Experimentelle Belege zeigen jedoch, dass die in diesen Modellen angenommene Rationalität erhebliche Grenzen hat, was zu nicht optimalen Reaktionen und einem geringen Maß an iterativer Erwartungsbildung unter den Teilnehmern führt. Dieses Projekt geht davon aus, dass diese Diskrepanz zwischen Theorie und experimenteller Evidenz durch begrenzte kognitive Fähigkeiten erklärt werden kann, die die Fähigkeit der Akteure einschränken, komplexe Aufgaben vollständig zu verarbeiten, Erwartungen höherer Ordnung zu bilden und optimale Entscheidungen zu treffen. Das experimentelle Design umfasst ein symmetrisches Preissetzungsspiel mit strategischer Komplementarität, variierender Aufgabenkomplexität und Informationsvollständigkeit in verschiedenen Behandlungen. Die Teilnehmer werden Aufgaben mit einfachen oder komplexen Bedingungen bearbeiten, um zu beobachten, wie sich die kognitive Belastung auf ihre Fähigkeit auswirkt, Überzeugungen höherer Ordnung zu bilden und am besten auf sich ändernde wirtschaftliche Bedingungen zu reagieren. Durch die Erfassung und Analyse von Prozessdaten an mehreren Punkten während des Experiments soll das Projekt herausfinden, ob kognitive Einschränkungen in erster Linie zu suboptimalen Entscheidungen oder zu einem geringen Maß an Schlussfolgerungen (Erwartungen niedrigerer Ordnung) führen. Künstliche Intelligenz wird eingesetzt, um die schriftlichen Erklärungen der Teilnehmer zu bewerten, eine unvoreingenommene Beurteilung zu gewährleisten und detaillierte Erklärungen zu fördern. Die Ziele des Projekts sind die Identifizierung kognitiver Einschränkungen, die zu Trägheit führen, die Überbrückung der Kluft zwischen makroökonomischer Theorie und experimenteller Evidenz und die Bereitstellung von Erkenntnissen für eine effektivere Kommunikation der Wirtschaftspolitik. Durch das Verständnis der kognitiven Prozesse, die hinter wirtschaftlichen Entscheidungen stehen, zielt die Studie darauf ab, theoretische Modelle zu verbessern und die Politikgestaltung zu informieren. Die Ergebnisse könnten Zentralbanken dabei helfen, Kommunikationsstrategien zu entwickeln, die die kognitiven Einschränkungen der Wirtschaftsakteure berücksichtigen, und so möglicherweise zu wirksameren politischen Interventionen und einem besseren Verständnis der heterogenen Reaktionen auf gesamtwirtschaftliche Schocks oder politische Maßnahmen führen. Diese Forschung zielt nicht nur auf hochkarätige akademische Veröffentlichungen ab, sondern soll auch praktische Implikationen für die Verbesserung der Wirksamkeit wirtschaftspolitischer Maßnahmen bieten.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
