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GEPIE - Die Veränderung der Geografie von Emissionen und Produktion durch Industriepolitik in Europa

Fachliche Zuordnung Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 566606676
 
Die letzten Jahre waren durch sich überschneidende Krisen geprägt: die Pandemie, der Krieg in der Ukraine mitsamt Energiekrise und zunehmenden geopolitischen Spannungen, sowie die eskalierende Klimakrise. Die Politik reagiert darauf mit industriepolitischen Maßnahmen, die sich mit Klimapolitik überschneiden und interagieren. Industriepolitik wirkt sich nicht nur auf das Produktionsniveau und die Emissionen eines einzelnen Landes aus, sondern auch auf deren Verteilung zwischen unterschiedlichen Ländern. In einem Umfeld wie der Europäischen Union, in dem CO2-Emissionen gedeckelt sind und in einem einzigen Emissionshandelssystem gehandelt werden, besteht für die Mitgliedsstaaten ein Anreiz, ihre eigene Industrie strategisch zu unterstützen und die Last der Emissionsreduzierung auf andere Mitgliedsstaaten abzuwälzen. Eine industriepolitische Maßnahme eines einzelnen Landes, die sich auf den Energieverbrauch einzelner Unternehmen auswirkt (z. B. eine Energiesteuerbefreiung), hat direkte Auswirkungen auf den Wettbewerb innerhalb der EU. Sie könnte sich aber auch auf die CO2-Preise im Emissionshandelssystem auswirken und damit auf andere EU-Mitglieder und Sektoren übergreifen, die nicht direkt von der Maßnahme betroffen sind. Einzelne industriepolitische Maßnahmen beeinflussen daher die Geografie von Produktion und Emissionen in der EU sowohl auf direktem als auch auf indirektem Wege. Wir untersuchen ex post, wie Industriepolitik die geografische Verteilung von Emissionen und Produktion in Europa beeinflusst hat. Zu diesem Zweck kombinieren wir strukturelle Modellierung mit empirischer Analyse und leisten so drei wichtige Beiträge: 1) Wir erstellen einen neuen umfangreichen Mikrodatensatz zu (firmenspezifischen) staatlichen Beihilfen als Maß für industriepolitische Maßnahmen. Wir kombinieren verschiedene EU-Register zu Staatsbeihilfen und erweitern sie um zusätzliche aus Textmining gewonnene Informationen. Wir ergänzen den resultierenden Datensatz mit Firmendaten zu Produktion und Emissionen. 2) Wir erweitern ein Melitz-Handelsmodell um ein Emissionshandelssystem. Wir leiten die Auswirkungen der industriepolitischen Maßnahmen eines einzelnen Landes auf Handel, Produktion, Emissionen, Markteintritt, Marktaustritt und Produktivität in allen Ländern im Emissionshandelssystem ab. Wir kalibrieren und quantifizieren das Modell, um zu analysieren, wie industriepolitische Maßnahmen in der EU die Entwicklung der CO2-Schattenpreise verändert haben. 3) Wir nutzen unseren Firmendatensatz zu Produktion, Emissionen und firmenspezifischer Staatsbeihilfe in der EU, für eine empirische ex post Analyse. Wir bewerten, wie sich industriepolitische Maßnahmen auf die Produktion und die Emissionen von Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes ausgewirkt haben. Wir vergleichen die Erkenntnisse aus unserer empirischen Untersuchung mit kontrafaktisch simulierten Szenarien aus unserem quantitativen Modell.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortlich Dr. Philipp Richter
 
 

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