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Philosophisches Urteilen zwischen Selbstdenken und epistemischer Abhängigkeit. Erkenntnistheoretische Grundlagen und schulische Praxis
Antragsteller
Professor Dr. Dominik Balg; Professor Dr. Thomas Grundmann
Fachliche Zuordnung
Theoretische Philosophie
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 566636338
ompetenzen des Selbstdenkens und der autonomen Urteilsbildung gehören zum Kernbestand epistemischer Ideale mündiger Bürger:innen in aufgeklärten Gesellschaften. Gleichzeitig leben wir in Zeiten, die von einer nie dagewesenen Fülle und Differenzierung wissenschaftlicher Expertise geprägt sind. Im Alltag verlassen wir uns wie selbstverständlich auf die professionellen Urteile von Expert:innen. Lai:innen sind weithin von Expert:innen epistemisch abhängig. Hier besteht eine offensichtliche Spannung zwischen dem Ideal des mündigen Selbstdenkens und der epistemischen Orientierung an Urteilen anderer. Tatsächlich tritt diese Spannung auch in Bereichen auf, in denen konsensuelle Urteile von Expert:innen eher rar sind. Ein Paradebeispiel ist die Philosophie. Hier gelten eigenständige Erkenntnisbemühungen von Nicht-Expert:innen als Ideal. Gleichzeitig erscheint dieses Sich-Verlassen auf das Selbstdenken vor dem Hintergrund stabiler Dissense in der philosophischen Forschung epistemisch fragwürdig. Solange selbst Fachphilosoph:innen sich uneins sind, sollten sich Lai:innen eigentlich ihres Urteils enthalten. Besonders deutlich wird dieses Problem im Kontext des schulischen Philosophieunterichts: Hier sollen Schüler:innen zum Philosophieren befähigt werden, indem sie philosophische Probleme beurteilen, die in der akademischen Philosophie seit Jahrhunderten kontrovers diskutiert werden. Ein solches Vorgehen erscheint nicht nur aus erkenntnistheoretischer, sondern auch aus pädagogischer Sicht problematisch. Das beantragte Projekt soll vor dem Hintergrund einer genaueren epistemologischen und didaktischen Analyse der skizierten Problematik ein angemessenes Verständnis des Verhältnisses zwischen epistemischer Autonomie und epistemischer Abhängigkeit im philosophischen Urteil entwickeln. Eine leitende Hypothese wird sein, dass die Unterscheidung zwischen Überzeugungen und Akzeptanzen dabei helfen kann, den sich abzeichnenden Konflikt auflösen zu können. So soll untersucht werden, ob Lai:innen nicht auch dort selbständig mit Hilfe von Akzeptanzen urteilen dürfen, wo ihnen eine eigenständige Überzeugungsbildung nicht erlaubt ist. Auf dieser Grundlage sollen mögliche Lösungen diskutiert und mit Blick auf konkrete Kontexte philosophischer Bildung in der Schule ausgearbeitet und evaluiert werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
USA
Kooperationspartner
Professor Dr. Will Fleisher; Professor Dr. Jonathan Matheson
