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Medizinische Kultur und gelehrte Gesellschaft im Hohen Römischen Reich

Antragsteller Dr. Michiel Meeusen
Fachliche Zuordnung Wissenschaftsgeschichte
Griechische und Lateinische Philologie
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 566903183
 
Dieses Projekt zielt darauf ab, einen innovativen Ansatz für die antike griechisch-römische Medizin zu entwickeln, der darauf basiert, wie gelehrte Nicht-Experten in ihrer Geschichte interagierten. Das Projekt ist provokativ in seinem Bestreben, das Studium der antiken Medizin von den Fachleuten wegzuführen, indem es eine Laienperspektive einführt. Auf diese Weise wird ein inklusiver, weniger hierarchischer Zugang zu den Quellen gefordert, der unser Wissen über den antiken medizinischen Markt und die Art und Weise, wie sich gelehrte Autoren auf diesem Markt positionierten, weiter vertiefen. Die Medizin genoss im Hohen Römischen Reich, einer Schlüsselperiode der politischen und medizinischen Geschichte, hohes Ansehen. Zahlreiche gelehrte Autoren (Philosophen, Sophisten, Gelehrte, Politiker, sogar Kaiser) schrieben ausführlich über Medizin und gesundheitsbezogene Themen und erwarteten von ihren Lesern, dass sie dieses Interesse teilen. Die Zeit ist reif für eine Neubewertung dieses Phänomens auf der Grundlage einer gründlichen kontextuellen Lektüre der Quellen vor dem intellektuellen und sozialen Hintergrund der hohen Kaiserzeit. Dies kann durch die Berücksichtigung sowohl der patienten- als auch der arztorientierten Perspektive geschehen, d.h. durch den kritischen Vergleich von literarischen und medizinisch-technischen Quellen, und auch durch die Aufwerfung einer Reihe von transhistorischen Fragen, die auch heute noch sehr relevant sind. Viele der in diesem Projekt behandelten Themen lassen sich sehr gut mit zeitgenössischen Perspektiven in anderen akademischen Bereichen als der klassischen Philologie verbinden: z.B. Soziologie von Gesundheit/Krankheit, Fragen der medizinischen Ethik, der Reproduktion, der Arzt-Patienten-Interaktion, Krankheitserzählungen, gesellschaftliche Aspekte der Wissensproduktion und -zirkulation, medizinische Professionalität und Expertise. Durch die Untersuchung des menschlichen Körpers als Objekt nicht-expertenhaften, elitären Wissens und als Marker gesellschaftlicher Normativität will das Projekt einen sinnvollen Beitrag zur weiteren kulturellen und intellektuellen Resonanz der Medizin in der Antike und darüber hinaus leisten. Auf diese Weise wird es einen sinnvollen Beitrag zu unserem historischen Verständnis der Mechanismen leisten, durch die in solchen Gesellschaften Überzeugungen über Medizin in der breiteren Gesellschaft zirkulierten und wie sie Akzeptanz und Autorität erlangten. Wie sieht die breitere politische und intellektuelle Verankerung der Medizin in der Antike aus? Wie wurden medizinische Konzepte und Texte in verschiedenen gelehrten Diskursgemeinschaften aufgegriffen und aus welchen Gründen? Wie wurden sie umgestaltet? Wie definierend war dieser Prozess für die Auffassung der Medizin selbst als Wissenschaft und für die Karrieren derjenigen die sie ausübten? Und was sagt dies über das Wesen und die Entwicklung der medizinischen Wissenschaft im Römischen Reich und in der Medizingeschichte im Allgemeinen?
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Israel
Kooperationspartnerin Dr. Orly Lewis
 
 

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