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Multisensorische Informationsverarbeitung und Entscheidungsprozesse bei der Nahrungssuche von frugivoren Fledermäusen
Antragstellerin
Dr. Susanne Stefanie Babl
Fachliche Zuordnung
Kognitive, systemische und Verhaltensneurobiologie
Biologie des Verhaltens und der Sinne
Biologie des Verhaltens und der Sinne
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 567451451
Dieses Projekt untersucht die Verhaltens- und neuronalen Mechanismen der multisensorischen Integration und Entscheidungsfindung bei der Nahrungssuche von frugivoren Fledermäusen (Carollia perspicillata). Die Studie verfolgt einen integrativen Ansatz zwischen Neurowissenschat und Verhaltensökologie, indem Verhaltensstudien an wildlebenden Fledermäusen mit neuronalen Aufzeichnungen in Labor-gehaltenen Individuen kombiniert werden. Fledermäuse sind akustische Spezialisten, die nicht nur ihre eigene Echoortung nutzen, sondern auch soziale Lautäußerungen von Artgenossen miteinbeziehen, um ihre Umgebung wahrzunehmen. Zusätzlich spielen bei frugivoren Fledermäusen auch olfaktorische Reize eine zentrale Rolle bei der Lokalisierung von Nahrungsquellen. Wie diese multisensorischen Signale im Gehirn verarbeitet und für adaptive Entscheidungen genutzt werden, ist jedoch weitgehend unerforscht. Dieses Projekt adressiert diese Fragestellung anhand von drei Hauptzielen: (1) Analyse von Entscheidungen zur Nahrungssuche wildlebender Fledermäuse in Reaktion auf olfaktorische und akustische soziale Reize, (2) Vergleich mit in menschlicher Haltung aufgewachsenen Fledermäusen zur Untersuchung des Einflusses von Lebenserfahrungen auf Entscheidungsprozesse und (3) Neuronale Aufzeichnungen im frontalen Kortex, um die Mechanismen der multisensorischen Verarbeitung und Entscheidungsfindung zu entschlüsseln. Die Verhaltensstudien werden zu Teil am Smithsonian Tropical Research Institute in Panama durchgeführt, während die neurophysiologischen Untersuchungen am Ernst Strüngmann Institute Frankfurt in Deutschland stattfinden. Wildlebende Fledermäuse werden in Verhaltensexperimenten getestet, um zu untersuchen, wie olfaktorische Reize (z. B. reifer vs. verfaulter Fruchtgeruch) mit sozialen Lautäußerungen (z. B. Echoortungsrufe vs. Warnrufe) interagieren und die Nahrungswahl beeinflussen. Diese Experimente werden mit in Haltung aufgezogenen Tieren wiederholt, um potenzielle Verhaltensunterschiede zu identifizieren. Abschließend werden elektrophysiologische Messungen im frontalen Kortex sowohl während der passiven Reizwahrnehmung als auch während der Nahrungssuche im Flug durchgeführt, um neuronale Kodierungsmechanismen multisensorischer Informationen und die daraus resultierenden Verhaltensreaktionen zu untersuchen. Dieses interdisziplinäre Projekt erweitert klassische laborbasierte neurowissenschaftliche Ansätze, indem es ökologisch relevante Verhaltensweisen in der natürlichen Umgebung der Tiere einbezieht. Durch die Untersuchung der sensorischen Integration während der Nahrungssuche und die Verknüpfung dieser Verhaltensmuster mit neuronalen Mechanismen trägt die Studie zu einem besseren Verständnis von Entscheidungsprozessen in einer komplexen natürlichen Umwelt bei. Die Ergebnisse können weitere Implikationen für die Erforschung multisensorischer Verarbeitung und Kognition bei Säugetieren haben.
DFG-Verfahren
WBP Stipendium
Internationaler Bezug
Panama
Gastgeberin
Rachel Page, Ph.D.
