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Unkooperativität und Zweit-/Fremdsprachenerwerb: Konversationsanalytische Perspektiven

Antragstellerin Dr. Alexandra Gubina
Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 567663943
 
Während L2-Sprecher:innen und ihre Interaktionspartner:innen versuchen, grundsätzlich kooperativ miteinander umzugehen und zu handeln, sind unkooperative Momente unvermeidlich. Sowohl L1- als auch L2-Sprecher:innen können aktiv unkooperativ sein, indem sie Widerstand zeigen oder sich weigern, an einem laufenden Handlungsverlauf teilzunehmen (z. B indem sie eine Frage nicht beantworten oder sich im Klassenzimmer weigern, zur Gruppenarbeit beizutragen). Unkooperativität in L2-Interaktionen kann aber auch unbeabsichtigt sein, wenn sie aus einem Mangel an sprachlicher oder interaktionaler Kompetenz resultiert, was zu Missverständnissen, mangelnder Affiliation oder Kooperationsabbrüchen führen kann. Doch unser Wissen über unkooperatives Verhalten in Interaktionen mit L2-Sprecher:innen - also Handlungen, die sich nicht an dem projizierten oder erwarteten Verhalten, Projekt oder der Aktivität orientieren - ist jedoch nach wie vor begrenzt. Das wissenschaftliche Netzwerk "Unkooperativität und Zweit-/Fremdsprachenerwerb: Konversationsanalytische Perspektiven" wird unkooperatives Verhalten in Interaktionen mit L2-Sprecher:innen auf unterschiedlichen Kompetenzniveaus untersuchen. Es werden unterschiedliche interaktionale Kontexte (z. B. Unterrichtsinteraktion, Sprachtandems, Sprachcafés, Arbeitsplatzkommunikation) sowie Interaktionen in verschiedenen Modalitäten (z. B. physische Ko-Präsenz, videogestützte Interaktionen) erforscht, mit Sprecher:innen mit unterschiedlichen L1 und L2. Alle eingeladenen Netzwerkmitglieder haben Zugang zu quer- oder längsschnittlich erhobenen Audio- oder Videoaufnahmen von Interaktionen mit L2-Sprecher:innen, die (teilweise) transkribiert sind. Methodisch nähern sich die Mitglieder des Netzwerks dem Thema L2-Unkooperativität aus einer konversationsanalytischen (KA) und interaktional-linguistischen (IL) Perspektive, also mit emischen, datenbasierten Ansätzen, die Aufnahmen und Transkripte von Interaktionen nutzen, um das verbale und nonverbale Verhalten der Teilnehmenden so zu beschreiben, wie es sich im interaktionalen Hier-und-Jetzt entfaltet. Unser Netzwerk wird einen Beitrag zum entstehenden Bereich der "Conversation Analysis for Second Language Acquisition" (CA-SLA) leisten. Durch die Übernahme einer emischen Perspektive (d. h. mit Fokus auf die Verstehensdisplays der Teilnehmenden selbst) verfolgt das Netzwerk drei zentrale Ziele: (i) die Identifikation von Praktiken und Handlungen, die L1-Sprecher:innen (einschließlich Lehrkräfte) und L2-Sprecher:innen als unkooperativ wahrnehmen, sowie die Analyse, wie sie auf verschiedene Formen unkooperativen Verhaltens reagieren; (ii) die Untersuchung, wie L2-Sprecher:innen im Laufe der Zeit die interaktionale Kompetenz entwickeln, unkooperative oder unerwünschte Handlungen zu vermeiden, zu produzieren und zu bearbeiten; (iii) die Übertragung der Erkenntnisse des Netzwerks in praktische Anwendungen für Sprachlernen, Lehrkräftebildung und Kommunikation am Arbeitsplatz.
DFG-Verfahren Wissenschaftliche Netzwerke
Mitverantwortlich Ronald Schirm, Ph.D.
 
 

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