Project Details
Zur gesellschaftlichen und musikalischen Inszenierung eines Dirigenten-Mythos
Applicant
Professor Dr. Wolfram Steinbeck
Subject Area
Musicology
Term
from 2007 to 2012
Project identifier
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 56870319
Unbestritten einer der herausragendsten Dirigenten des 20. Jahrhunderts, hat Herbert von Karajan wie kaum ein anderer die Öffentlichkeit wie auch die Musikkritik seiner Zeit polarisiert. Ziel des Projekts wird sein, die Diskussionen um seine Aufführungen und Tonträgereinspielungen zu Lebzeiten und heute aufzuarbeiten und im Hinblick auf ihre diskursiven Grundlagen hin zu untersuchen. Dabei soll einerseits die öffentliche >Konstruktion< einer Musikerpersönlichkeit verfolgt werden: Wie haben er selbst, andere Musiker, die Presse (Musikkritik wie auch Boulevard), Marketingstrategen, Biographen und Musikhistoriker am Bild der Person und des Musikers mitgewirkt bzw. an unterschiedlichen Facetten dieses Bildes, je nach den gewählten Konstituenten und Parametern im Feld des äußerst kontrovers geführten und sich dabei oft selbstreproduzierend entfaltenden Diskurses? Im Anschluss an die Untersuchung dieses öffentlichen Diskurses ist auch die Frage relevant, wie Karajan heute im Kontext interpretationstheoretischer und -geschichtlicher Kategorien und Modelle der Musikwissenschaft (von Theodor W. Adorno bis Hermann Danuser) eingeordnet worden ist oder einzuordnen wäre: Im Hinblick auf die Anwendbarkeit methodischer Ansätze der aktuellen Interpretationsforschung stellt der >Interpret Karajan< einen exzellenten, bislang nur in Ansätzen und oftmals mit populärer Oberflächlichkeit diskutierten Untersuchungsgegenstand dar. Als drittes soll natürlich auch Karajans >musikalischer Diskurs< in Analysen exemplarischer Tonträger-Einspielungen in die Betrachtung rücken. Hier soll letztlich überprüft werden, ob die im öffentlichen und im interpretationstheoretischen Diskurs hervortretenden Kategorien der Rezeption (auch im Vergleich mit Vorgängern wie Toscanini und Furtwängler oder Antipoden wie Bernstein oder Harnoncourt) tatsächlich auf Karajans Interpretationen übertragbar sind.
DFG Programme
Research Grants