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Merkmale und Erscheinungsformen von Urbanität in Zeit und Raum. Vergleichende Untersuchung zweier deutscher Städtelandschaften in europäischer Perspektive (ca. 800–1800). Stadtbegriff – Verbreitungsmuster – Datenanalyse
Antragsteller
Dr. Daniel Stracke
Fachliche Zuordnung
Mittelalterliche Geschichte
Datenmanagement, datenintensive Systeme, Informatik-Methoden in der Wirtschaftsinformatik
Frühneuzeitliche Geschichte
Geodäsie, Photogrammetrie, Fernerkundung, Geoinformatik, Kartographie
Humangeographie
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Datenmanagement, datenintensive Systeme, Informatik-Methoden in der Wirtschaftsinformatik
Frühneuzeitliche Geschichte
Geodäsie, Photogrammetrie, Fernerkundung, Geoinformatik, Kartographie
Humangeographie
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 569019312
Das europäische Städtewesen ist nur in der Zusammenschau einer großen Zahl raum-zeitlicher Einzeldaten zur Stadtwerdung und -entwicklung zu verstehen. Bislang sind kleinmaßstäbige Verbreitungskarten das einzige Mittel, solche Befunde in der Fläche zu visualisieren und in der Synopse zu erforschen. Mit der Kartenserie „Verbreitung der Städte in Mitteleuropa“ von H. Stoob sah die kartografische Methode in den 1980er und 1990er Jahren ihre Glanzzeit in diesem Bereich. Zugleich zeigt sie die Grenzen der analogen Kartografie auf: Stoobs Leistung – die Kartierung von Stadtqualität für ca. 8.000 Orte – wurde ohne Belegapparat publiziert; zudem sind die Karten aufgrund der komplexen Signaturen und der großen Datenmenge schwer lesbar. Erstens will das Projekt daher die für die Städteforschung zentralen Befunde der Kartenserie als Geodaten eingehend analysieren und diese als wiederverwendbare Forschungsdaten online publizieren. Da der Forschungsstand in den vergangenen 40 Jahren erhebliche Fortschritte gemacht hat, gilt es zweitens, die den Karten zugrundeliegende Datenbasis zu ergänzen und zu korrigieren. Dazu werden exemplarisch die Datensamples zu Westfalen und Mecklenburg, die als unterschiedlich strukturierte Städtelandschaften gesamteuropäische Trends zeigen, anhand des Literatur- und Quellenstandes aktualisiert. Drittens verfolgt das Projekt bei der Aktualisierung der Datensamples zu den beiden Städtelandschaften einen methodischen Neuansatz: Die jüngeren Forschungsdebatten zu Frühformen des Städtischen sind stark von der Archäologie geprägt. Im Gegensatz dazu folgte die ältere Stadtgeschichtsforschung einschließlich der Kartenserie Heinz Stoobs einem Stadtbegriff, der auf einer rechtlichen Definition bzw. einem Idealtyp der ‚Okzidentalen Stadt‘ basiert. Für raumübergreifende Analysen ist dies problematisch, denn dem begrifflichen Modell ist die Interpretation der Ausbreitung des Städtewesens von Westen nach Osten inhärent. Entsprechend wurden autochthone urbane Traditionen in Skandinavien sowie Ostmitteleuropa zu bloßen „Vor- und Frühformen“, spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Entwicklungen zu „Kümmerformen“ und „Minderstädten erklärt. Dem gegenüber greift das Projekt das „Kriterienbündel“ von C. Haase und archäologische Diskussionen zur Urbanisierung neu auf und legt der Neuinterpretation ein graduelles, wertungsneutrales Verständnis von ‚Urbanität’ zugrunde. Es geht um die Erfassung von Urbanitätsmerkmalen in Siedlungen, deren Zu- und Abnahme den Wandel städtischer Qualität genauer als bisher abbilden. Die Datensamples der zwei Regionen werden auf Zeit-räumliche Muster analysiert, um mit digitalen Methoden die älteren Akkulturations- und Ausbreitungsnarrative über das Städtewesen Europas zu prüfen. Der neue Merkmalskatalog in Verbindung mit den aktualisierten Datensamples und den Geodaten der Kartenserie von H. Stoob soll Voraussetzungen schaffen, das europäische Städtewesen auf neuer methodischer Grundlage zu erforschen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
