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Kritische Emotionstheorie

Fachliche Zuordnung Theoretische Philosophie
Praktische Philosophie
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 569083069
 
Emotionen sind zentraler Gegenstand potenziell explosiver Dispute geworden, vor allem in Debatten um drängende gesellschaftliche Fragen wie Migration und Klimakrise. Hierin sind Empathie, Mitgefühl, Barmherzigkeit zentral; es wird hier deutlich, dass Emotionen und ihre Bewertung als (un)angemessen mit impliziten normativen Kriterien verwoben sind. Diese Dispute können sogar schädlich sein, wenn z. B. Wut und Angst in Medien und Politik instrumentalisiert werden, was zu affektiver Polarisierung führt, die möglicherweise konstruktiven Dialog untergräbt und gesellschaftliche Fragmentierung verstärkt. Die Notwendigkeit kritischer Auseinandersetzung mit Emotionen wird zunehmend im akademischen Diskurs anerkannt. Situierte und konstruktivistische Ansätze berücksichtigen sozialen Kontext, Körper, und Umwelt, analysieren jedoch weder kritisch, wie Emotionen zur Gestaltung der soziopolitischen Realität beitragen, noch erläutern sie die normativen Standpunkte, von denen aus Emotionen bewertet werden. Ein gezielter Austausch und gemeinsame Forschung darüber, worin „kritische Emotionstheorie“ (CET) besteht, ist dringend erforderlich. Wir schlagen vor, dass CET drei Aufgaben erfüllen muss: a) den historischen und soziokulturellen Kontext, in dem Emotionen und Emotionstheorie existieren, explizit zu machen; b) die normativen Annahmen und Implikationen zu untersuchen, die hinter der Theoretisierung und Debatten um Emotionen stehen; c) die sozialen, ethischen und politischen Konsequenzen von Emotionen, die von ihnen erzeugten Realitäten und die Dispute um sie, einschließlich möglicher Schäden, zu untersuchen. Hier geht es nicht darum, neue Kriterien für die Bewertung von Emotionen anzubieten, sondern den normativ strukturierten Diskurs über Emotionen zu erläutern und die methodischen und inhaltlichen Voraussetzungen für eine kritische Auseinandersetzung mit Emotionen zu diskutieren. Auf systematischer Ebene will das Netzwerk (1) den Begriff des Kritischen und einer genuinen "kritischen Emotionstheorie" erkunden, einschließlich einer Analyse der Normativität der Bewertung von Emotionen, ihrer Realitäten und der Dispute über sie sowie ihrer potenziellen Schäden, (2) Methoden der CET aufstellen anhand der Integration kritischer Epistemologie (insb. feministische Standpunkttheorie), kritischer Phänomenologie und kritischer Sozialtheorie (insbesondere immanente Kritik), und (3) CET auf spezifische Phänomene anwenden, um sowohl die herausgearbeitete Theorie als auch Methodik zu testen und zu verbessern. Auf operativer Ebene zielt das Netzwerk darauf ab, die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen kritischen Perspektiven und Karrierestufen zu erweitern, und transdisziplinäre Analysen und internationale Zusammenarbeit zu fördern. Die Einrichtung dieses Forschungsnetzwerks ermöglicht uns, durch Konferenzen, Workshops und Panels, einer Sonderausgabe, und einem Sammelband die Grundlagen für ein Forschungsfeld CET zu bilden.
DFG-Verfahren Wissenschaftliche Netzwerke
Mitverantwortlich(e) Dr. Gen Eickers
 
 

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