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Eine multimodale Neuroimaging- und periphere Biomarkerstudie zur Phänotypisierung der akuten Stressreaktion bei Personen mit impulsiven und nicht-impulsiven Suizidversuchen
Antragstellerin
Lejla Colic, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Biologische Psychiatrie
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 569177901
Suizidversuche (SV) stellen ein erhebliches Problem im Bereich der öffentlichen Gesundheit dar. Trotz intensiver Forschungsbemühungen mangelt es an verlässlichen biologischen Markern zur Risikoeinschätzung. Dies ist möglicherweise auf die komplexe Heterogenität der neurobiologischen Mechanismen zurückzuführen, die SV zugrunde liegen. Es verdichten sich die Hinweise auf distinkte SV-Phänotypen, impulsiv und nicht-impulsiv, die sich durch unterschiedliche Stressreaktionsprofile auszeichnen. Impulsive SV sind oft unüberlegt, durch akute emotionale Belastung ausgelöst und von einer erhöhten Sensibilität gegenüber psychosozialen Stressoren geprägt. Im Gegensatz dazu sind nicht-impulsive SV geplant, mit anhaltenden Suizidgedanken assoziiert und in chronischer Dysregulation des Stresssystems verwurzelt. Bislang fehlt es jedoch an Studien, die diese Unterscheidung umfassend mittels multimodaler biologischer Marker und longitudinaler Nachbeobachtung validieren. Das PASTIS-Projekt zielt darauf ab, diese kritische Forschungslücke zu schließen, indem es neurobiologische Stressreaktionssignaturen identifiziert und validiert, die impulsive und nicht-impulsive SV-Subtypen differenzieren. 150 Probanden werden in zwei Kohorten (Frankreich und Deutschland) rekrutiert, aufgeteilt in drei Gruppen: impulsive SV, nicht-impulsive SV und affektive Kontrollen mit aktueller depressiver Episode ohne SV-Vorgeschichte. Jeder Proband durchläuft eine klinische Phänotypisierung, einschließlich SV-Anamnese, Suizidgedanken, Depressionsschwere, Impulsivität, Emotionsregulation und Stressbelastung. Die Probanden absolvieren multimodale Neurobildgebung, einschließlich Ruhezustands-fMRT und eines Paradigmas zur Induktion von psychosozialem Stress. Speichelcortisol wird zu fünf Zeitpunkten gesammelt, um die HPA-Achsenreaktion auf Stress zu messen. Die Herzfrequenzvariabilität wird kontinuierlich mittels Photoplethysmographie erfasst, um die autonome Stressreaktivität zu untersuchen. Plasma wird vor und zwei Stunden nach der Stressaufgabe entnommen, um Veränderungen in zB. Entzündungsmarkern zu quantifizieren. Parallel dazu werden extrazelluläre Vesikel isoliert, um molekulare Signale aus dem Hirngewebe zu analysieren. Haarproben werden gesammelt, um die chronische Stressphysiologie zu beurteilen. Klinische Nachuntersuchungen nach 1 Woche, 1 Monat und 6 Monaten werden die prädiktive Validität biologischer Profile für zukünftige Ergebnisse beurteilen. Multimodale Daten werden mittels regularisierter maschineller Lernverfahren integriert, um Merkmale zu identifizieren, die SV-Subtypen optimal differenzieren. Modelle werden einer Kreuzvalidierung und länderübergreifenden Replikation unterzogen, um die Generalisierbarkeit über Gesundheitssysteme hinweg zu gewährleisten. Explainable-AI-Techniken werden implementiert, um interpretierbare Ergebnisse für die klinische Translation zu liefern.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Frankreich
Kooperationspartnerin
Dr. Aiste Lengvenyte
