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Bilinguale Flexibilität: Item- und sprachspezifische situative Sprachbalance

Antragstellerin Dr. Andrea M. Philipp
Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 548577702
 
Bilinguale Flexibilität ermöglicht es bilingualen Personen je nach Situation Wörter in der einen oder anderen Sprache auszuwählen – zum Beispiel Englisch im Gespräch mit einer internationalen Kollegin und Deutsch im Gespräch mit einem Familienmitglied. Um eine von zwei Sprachen für die Wortproduktion auswählen zu können, muss die situative Sprachbalance (d. h. der aktuelle Aktivierungsgrad beider Sprachen) zugunsten der gewünschten Sprache verschoben werden. Die situative Sprachbalance ist daher ein zeitlich begrenzter Zustand, der von der dispositionellen (d. h. langfristigen) Sprachbalance und kurzfristigen Kontrollmechanismen, die die situative Sprachbalance regulieren, beeinflusst wird. Dieses Projekt unterscheidet dabei zwischen item-spezifischer und sprach-spezifischer Balance und untersucht, wie sich die situative Sprachbalance als Reaktion auf Umweltreize verschiebt. Insbesondere wird untersucht, ob diese Verschiebungen auf der der Ebene einzelner Wörter (item-spezifisch) oder auf der Ebene der gesamten Sprache (sprach-spezifisch) stattfinden. Dazu wird die situative Sprachbalance in Sprachwechsel-Experimenten mit Hinweisreizen manipuliert, bei denen ein Hinweisreiz jeweils anzeigt, in welcher Sprache der Name eines abgebildeten Objekts getippt werden muss. Auf der Ebene spezifischer Items werden die Teilnehmer beispielsweise Gegenstände benennen, die im täglichen Leben häufiger mit der einen als mit der anderen Sprache assoziiert werden. Auf der Ebene der Sprache als Ganzes werden soziokulturelle Stimuli wie berühmte Gebäude verwendet, um die situative Sprachbalance zu beeinflussen. Es wird erwartet, dass die dadurch erreichte Aktivierung (bzw. Aktivierungsverschiebung) für einzelne Items oder die komplette Sprache die Interferenz zwischen den Sprachen und deren Auflösung durch kurzfristige Kontrollmechanismen beeinflusst. Die Auswirkung dieser item- und sprach-spezifischen Einflüsse auf die kurzfristige Sprachkontrolle wird mit Hilfe von Sprachwechsel-kosten gemessen. Sprachwechselkosten werden dabei als Leistungsdifferenz zwischen Sprachwechseldurchgängen (bei denen die Sprache gegenüber dem vorherigen Durchgang gewechselt wird) und Sprachwiederholungsdurchgängen (bei denen die Sprache gegenüber dem vorherigen Durchgang gleichbleibt) berechnet. Insgesamt wird dieses Projekt unser Verständnis dafür verbessern, wie die situative Sprachbalance auf verschiedenen Ebenen (Item vs. Sprache) die Interferenz zwischen Sprachen beeinflusst und wie sie mit der kurzfristigen Sprachkontrolle interagiert.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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