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Bilinguale Flexibilität: Sprachkontrolle im Zusammenspiel von interlingualem Transfer und prädiktivem Sprachverstehen in der morphosyntaktischen Verarbeitung bei Erwachsenen und Kindern
Antragsteller
Professor Dr. Thomas Günther
Fachliche Zuordnung
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 548577702
Bilinguale Flexibilität erfordert eine rasche Anpassung an wechselnde Sprachkontexte, wobei sowohl situative Sprachkontrolle als auch langfristige sprachliche Erfahrungen herangezogen werden. In diesem Projekt untersuchen wir, wie mehrsprachige Erwachsene und Kinder im Grundschulalter (6 bis 10 Jahre) morphosyntaktische Hinweise – insbesondere das grammatische Genus – beim prädiktiven Sprachverstehen verarbeiten. Wir führen zwei Studien durch: eine mit Erwachsenen, um das Zusammenspiel von Sprachwechsel und morphosyntaktischen Merkmalen im kompetenten bilingualen Sprachgebrauch zu untersuchen, und eine weitere mit mehreren Altersgruppen von Kindern, um die Entwicklung der bilingualen Sprachkontrolle im Laufe der Kindheit zu erfassen. Mithilfe eines Visual-World-Eye-Tracking-Paradigma vergleichen wir systematisch blockweise (proaktiv) und trialbasierte (reaktiv) Sprachwechsel, um zu untersuchen, wie das Vorhandensein oder Fehlen eines grammatischen Genus (Deutsch/Französisch vs. Englisch) das prädiktive Sprachverstehen beeinflusst. Dabei liegt unser Schwerpunkt auf interlingualem Transfer, also der Frage, wie morphosyntaktische Hinweise einer Sprache beim Wechsel auf eine andere Sprache das Verstehen prägen. In Studie 2 kombinieren wir zudem standardisierte Fragebögen mit einem ambulanten Erhebungsverfahren, durch das die Häufigkeit und Kontexte realer Sprachwechsel erfasst werden. So lässt sich das tägliche Sprachverhalten mit den Eye-Tracking-Daten verknüpfen. Durch die Erfassung von Leistungen sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern wird deutlich, wie sich die bilinguale Sprachkontrolle von den frühen Schuljahren bis ins Erwachsenenalter herausbildet. Im Einklang mit dem übergeordneten Ziel der Forschungsgruppe werden unsere Befunde aufzeigen, wie morphosyntaktische Strukturen das prädiktive Sprachverstehen unter proaktiven und reaktiven Bedingungen formen und wie diese kurzfristigen situativen Prozesse mit den langfristigen entwicklungsbezogenen Aspekten bilingualer Flexibilität verknüpft sind.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen
