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Bilinguale Flexibilität: Der Einfluss der dispositionellen und situativen Sprachbalance auf das Erlernen von Wörtern in einer Drittsprache

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 548577702
 
Viele Menschen lernen nicht nur zwei Sprachen, sondern drei oder sogar mehr (z.B. im Rahmen ihrer formalen Schulbildung). Dennoch ist das Lernen von Wörtern in einer dritten Sprache relativ wenig erforscht worden. Wenn man ein neues Wort in einer dritten Sprache lernt, besteht eine typische Methode darin, das Wort mit seiner Übersetzung in einer bekannten Sprache zu paaren. Für eine zweisprachige Person gibt es zwei Möglichkeiten: Sie können das neue Wort mit der Übersetzung ihrer am besten beherrschten Sprache (d.h., der ersten Sprache) oder mit der Übersetzung der am zweitbesten beherrschten Sprache (d.h., der zweiten Sprache) enkodieren. Bestehende Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass das Erlernen einer neuen dritten Sprache über die erste Sprache zu besseren Lernergebnissen führt als das Lernen über die zweite Sprache. Ein Grund für diesen sogenannten Vermittlungsvorteil der Erstsprache könnte Sprachkontrolle sein. Sprachkontrolle ist der Prozess, der das stabilere Sprachniveau einer Person in jeder Sprache (d.h., ihre dispositionelle Sprachbalance) in die situativ erforderliche Sprachbalance übersetzt, was zu bilingualer Flexibilität führt (z.B., beim Sprachwechsel). Beim Erlernen von Wörtern in einer dritten Sprache kann die Sprachkontrolle die Interferenz mit der Unterrichtssprache verringern, indem sie deren Aktivierung reguliert, wobei die Aktivierung der ersten Sprache womöglich effektiver reguliert werden kann als die der zweiten Sprache. Es ist zwar bekannt, dass die zugrundeliegenden Mechanismen der bilingualen Flexibilität (d.h., die Sprachkontrolle) regulieren, wie leicht es ist, ein Wort in einer Sprache im Vergleich zu einer anderen zu produzieren, aber es wurde noch nicht untersucht, wie sie zum Worterwerb in einer dritten Sprache beitragen. In diesem Projekt soll daher untersucht werden, inwiefern das Erlernen von Wörtern in einer dritten Sprache durch Anpassungen der situativen und dispositionellen Sprachbalance beeinflusst wird. Zu diesem Zweck lernen unausgeglichene deutsch-englische Zweisprachige immer Wörter in einer für sie neuen Sprache, entweder über Deutsch oder Englisch. In mehreren Experimenten manipulieren wir, wie aktiv die Sprachen der Teilnehmer*innen sind, sowohl durch kürzere als auch längere Expositionen gegenüber der zweiten Sprache. Hinzukommend werden wir untersuchen, auf welche Weise der ursprüngliche Lernkontext eines Wortes (d.h., über welche Sprache es ursprünglich erlernt wurde) später Kontrollprozesse in anderen Sprachgebrauchssituationen (wie z.B., Sprachwechsel) beeinflusst. Zu Schluss werden wir erforschen, wie individuelle Unterschiede in der dispositionellen und situativen Sprachbalance von zweisprachigen Menschen das Erlernen von Wörtern in einer dritten Sprache vorhersagen. Insgesamt wird dieses Projekt Einblicke in die Art und Weise liefern, wie bilinguale Flexibilität im Kontext des Wortlernens in einer dritten Sprache beobachtet werden kann.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
Mitverantwortlich Professor Dr. Iring Koch
 
 

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