Detailseite
Verbreitung der Erkenntnisse zu Materialität und Authentizität von Glas und Glaskonstruktionen in der Denkmalpflege [MatGlas-Transfer]
Antragsteller
Professor Dr. Paul Bellendorf; Professor Dr. Michael Engelmann
Fachliche Zuordnung
Architektur, Bau- und Konstruktionsgeschichte, Bauforschung, Ressourcenökonomie im Bauwesen
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 569325860
Zu den stilprägenden Elementen einer Fassade im Profanbau der Hochmoderne (ca. 1880 - 1970) gehören Verglasungen und Glaskonstruktionen. Obwohl diese maßgeblich zum Erscheinungsbild und damit zur Authentizität einer Fassade beitragen, werden in der Praxis vielfach originale Glas und Glaskonstruktionen ausgetauscht. Damit verändert sich der ästhetische Eindruck der Fassade und mit dem Austausch der Verglasung geht unwiederbringlich die originale Materialität als Zeugnisse der Bautechnikgeschichte verloren. Um dem weiteren Verlust zu begegnen, bedarf es eines stärkeren Bewusstseins über den Wert historischer Verglasungen bei relevanten Akteursgruppen. Aufbauend auf dem grundlagenorientierten Projekt „MatGlas“ wird dieser Problemstellung mit einem Transferprojekt begegnet. Ziel ist es, die essentiellen Erkenntnisse aus dem Projekt MatGlas intensiv und anwendungsorientiert zu verbreiten. Das Wissen liegt bislang primär im Textformat vor und ist in der Anwendungspraxis zu starr. Ziel 1 ist das Umarbeiten in digitale Formate (Wiki-Projektwebsite), das Ergänzen um neue Formate, wie OER-Selbstlernkurse und Lehrvideos, sowie der analoge Transfer auf Fachtagungen. Es entsteht als Ziel einen app-basierter Wissensaggregator auf Basis einer kommerziellen Citizen-Science Plattform. Diese anwendungsfreundliche Arbeitshilfe (mobile App) verknüpft die Möglichkeit der Bauteilerfassung in situ mit der Bereitstellung spezifisch abrufbarer Wissensstücke aus dem Wiki zum Kennzeichnen und Klassifizieren der gewonnenen Daten. Die App leistet als prototypische Erkennungs- und Kartierungssoftware einen wesentlichen Beitrag zur zentralisierten Datensammlung aus einer Vielzahl von Informationsquellen (Citizen-Science). Als drittes Ziel wird neues Wissen erkannt, generiert und neue Forschungsfelder eröffnet. Der wachsende Datenbestand wird mit Datenfachleuten hinsichtlich der Entwicklung einer automatischen Erkennung (z.B. supervised learning) analysiert, um den Bestand an Glas und Glaskonstruktionen sowie ihrer lokalen Charakteristika zu studieren, um baukonstruktive und restaurierungswissenschaftliche Fragestellungen zu beantworten und um ausblickend das urbane Glaslager zu quantifizieren. Neben der Erkundung der Citizen-Science-Möglichkeiten in diesem Kontext soll die Grundlage einer anwenderfreundlichen und fachspezifischen Dokumentation denkmalwürdiger Konstruktionen gelegt werden. Der Denkmalpflege in Zusammenarbeit mit relevanten Industrie- und Planungsakteuren wird in einem interdisziplinären Verbund mit Forschungseinrichtungen ermöglicht, die denkmalcharakterisierenden Elemente am Bauwerk richtig zu erkennen, zeitlich einzuordnen, fachgerecht zu bewerten und Wissen multilateral zu transferieren. Daraus resultieren Impulse für neue wissenschaftliche Fragestellungen in der Grundlagenforschung, welche zum Erhalt der Authentizität, der Materialität aber auch der Kontinuität bestehen-der Verglasungen der Hochmoderne beitragen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen (Transferprojekt)
