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Die un-/bewusste Subjektivität und ihre ständige Spannung: Eine Untersuchung in und über Phänomenologie hinaus

Antragstellerin Dr. Chung Yan Wun
Fachliche Zuordnung Theoretische Philosophie
Praktische Philosophie
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 569668878
 
Das Projekt ist sowohl eine philosophische Untersuchung des Problems des Unbewussten aus phänomenologischer und psychoanalytischer Sicht als auch eine des Begriffs ethischer und existenzieller Bedeutsamkeit für das Verständnis pathologischer Erlebnisse. Das Ziel ist zweifach: Auf philosophisch-theoretischer Ebene soll ein vertieftes Verständnis der menschlichen Subjektivität entwickelt werden, indem ihr verborgenes Gebiet – das Unbewusste – beleuchtet wird. Die menschliche Subjektivität wird als un-/bewusste Subjektivität mit ständigen Spannungen sichtbar. Aus ethischer und medizinischer Perspektive werden die Eigenheiten jeder Person aufgezeigt, etwa ihre Biografie und verdrängten Wünsche. Das Unbewusste konstituiert eine Individualität, die nie völlig mit den abgeflachten Werten und der Rationalisierung der Alltagswelt übereinstimmt. Diese Individualität sollte respektiert werden – besonders bei Subjekten mit psychischen Störungen –, wenn wir eine menschlichere Haltung gegenüber Patienten im medizinischen Kontext einnehmen wollen. Das Projekt beginnt mit der alltäglichen und naturwissenschaftlichen Konzeption des Unbewussten. Dort gilt es als vage definierter Begriff, reduziert auf das Nicht-Bewusste, das auf etwas „außerhalb“ des Bewusstseins verweist. Hier setzt eine kritische Auseinandersetzung mit Phänomenologie und Psychoanalyse ein. Die naturwissenschaftliche Sichtweise erweist sich bloß als deskriptiv: Sie verweist lediglich auf latente, statisch verbleibende nicht-bewusste Ideen und Erinnerungen. Dagegen zeigt das dynamische Unbewusste eine Dimension, die wesentlich – in spannungsvoller Weise – zum Bewusstsein gehört. Trotz aktueller Studien bedarf dieses Thema weiterer Untersuchung. Konkret verfolgt das Projekt vier Aufgaben. 1) Das Unbewusste wird als innere Dimension des Bewusstseins – und damit der Subjektivität – neu konzipiert, anstatt es als etwas „Außerhalbliegendes“ zu betrachten. 2) Die heterogene Natur unbewusster und bewusster Aktivitäten wird offengelegt. Das Unbewusste folgt nicht immer dem Wirkprinzip des Bewusstseins. Während z.B. bewusste Wahrnehmung auf objektive Darstellung abzielt, sucht das Unbewusste symbolisch-subjektive Selbstdarstellung durch äußere Dinge. 3) Trotz ihrer Heterogenität zeigt sich ein fortwährendes Wechselspiel zwischen Unbewusstem und Bewusstsein. Dieses lässt sich als hin-und-her Bewegung beider Kräfte beschreiben. Das Unbewusste zieht das bewusste Subjekt zurück, indem es dessen Einseitigkeit entgegenwirkt; umgekehrt stößt das Bewusstsein die unbewusste Kraft durch Unterdrückung ab. 4) Schließlich wendet sich die letzte Aufgabe der phänomenologischen Psychopathologie von Trauma und Autismus-Spektrum-Störung zu, indem sie die theoretischen Ergebnisse praktisch anwendet. So wird nicht nur ein vertieftes Verständnis neurodivergenter Erfahrungen gewonnen, sondern auch die Idee der „Medical Humanity“ gestärkt, die eine rein biophysiologische Reduktion psychischer Störungen ablehnt.
DFG-Verfahren WBP Stelle
 
 

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