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Netzwerk zur Erforschung studentischer Vertretungslehrkräfte

Antragsteller Dr. Florian Hesse
Fachliche Zuordnung Allgemeines und fachbezogenes Lehren und Lernen
Erziehungswissenschaftliche Sozialisations- und Professionalitätsforschung
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 569858208
 
Deutschland sieht sich ebenso wie zahlreiche andere Länder mit einem erheblichen Lehrkräftemangel konfrontiert, der die Absicherung des Unterrichts gefährdet und damit die Qualität des gesamten Bildungssystems beeinträchtigt. Da dieser Mangel kurzfristig nicht durch die grundständige Lehrkräfteausbildung kompensiert werden kann, kommt alternativen Zugängen zum Lehrkräfteberuf eine wachsende Bedeutung zu. Neben dem Quer- und Seiteneinstieg gewinnt insbesondere der Rückgriff auf studentische Vertretungslehrkräfte (sVLK) an Attraktivität. Bei Letzteren handelt es sich um Lehramtsstudierende, die vor Abschluss ihres Studiums zur Abdeckung des Unterrichtsbedarfs sowie zur Unterstützung bei unterrichtsnahen Tätigkeiten eingesetzt werden. Trat dieses Phänomen bis vor einigen Jahren nur im Ausnahmefall v. a. bei Mangelfächern auf, werden sVLK mittlerweile systematisch von den Bildungsministerien angeworben, was in Abhängigkeit von Studienort und -phase dazu führt, dass mehr als die Hälfte der Studierenden bereits parallel zum Studium unterrichtet. Für die Lehrkräftebildung stellt dieser flächendeckende Einsatz von sVLK eine nicht unerhebliche Herausforderung dar. So lässt sich einerseits aus professionstheoretischer Perspektive hinterfragen, inwiefern durch studienunabhängige Unterrichtstätigkeiten eine neue Form der Selbstprofessionalisierung entsteht. Diese könnte die Bedeutung der universitären Lehrkräftebildung schmälern und aufgrund fehlender Begleitung unter Umständen zu einer Deprofessionalisierung führen. Andererseits deuten erste Befunde darauf hin, dass sVLK ihre Tätigkeiten trotz der damit einhergehenden Belastung als wichtige Lerngelegenheit innerhalb ihrer Professionalisierung wahrnehmen und der universitären Lehrkräftebildung nicht kritischer gegenüberstehen als Studierende, die keiner Vertretungstätigkeit nachgehen. Vor diesem Hintergrund scheint es geboten, Vertretungstätigkeiten nicht vorschnell zu verurteilen, sondern die Potenziale und Herausforderungen von Vertretungstätigkeiten genauer zu untersuchen. Das beantragte Netzwerk möchte diesem Desiderat nachkommen, indem es eine multiperspektivische und interdisziplinäre Betrachtung des Phänomens durch 20 Fachdidaktiker:innen und Bildungsforscher:innen unterschiedlicher Karrierestufen ermöglicht. Dabei werden zwei Zielsetzungen verfolgt: Auf theoretischer Ebene will das Netzwerk ein bislang im Diskurs fehlendes Rahmenmodell entwickeln, das zukünftig eine systematische Erforschung des Phänomens erlaubt. Auf empirischer Ebene sollen im Anschluss an Pilotstudien aus dem Netzwerk Zugänge zur Erforschung studentischer Vertretungstätigkeiten geschaffen werden, die als Grundlage für Folgeanträge fungieren können. Hierfür werden neben einer Auftakt- und Abschlussveranstaltung insgesamt fünf Arbeitstreffen geplant, die (1) die die kontextuellen Rahmenbedingungen, (2) die individuellen Voraussetzungen, (3) die Begleitung, (4) den Unterricht sowie (5) potenzielle (Neben-)Wirkungen thematisieren.
DFG-Verfahren Wissenschaftliche Netzwerke
Mitverantwortlich Dr. André Meyer
 
 

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