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Der Einfluss von Lactobacillus reuteri DSM 17938 auf die akute psychische, hormonelle und immunologische Stressreaktion bei gesunden Städtern
Antragsteller
Professor Dr. Stefan O. Reber
Fachliche Zuordnung
Biologische Psychiatrie
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 570661259
Sowohl präklinische als auch klinische Daten unterstützen die Hypothese, dass eine überschießende und nicht adäquat regulierte inflammatorische Stressreaktion kausal an der Entstehung vieler Stress-assoziierter Erkrankungen beteiligt ist. Dies ist im Einklang mit Studien, die zeigen, dass stressassoziierte Erkrankungen häufiger in städtischen als in ländlichen Gegenden auftreten und dass gesunde, männliche Probanden, die in einer städtischen Umgebung (=URBANs) ohne (Haus)Tierkontakt aufwuchsen, eine ausgeprägtere inflammatorische Reaktion auf einen standardisierten Laborstressor (=„Trier Social Stress Test“; TSST) zeigen, als Probanden, die auf einem Bauernhof mit Nutztierhaltung aufgewachsen sind. Einen innovativen Forschungsansatz stellt somit die Steigerung der immunregulatorischen Kapazität eines Individuums dar, um dadurch dessen Stress-Resilienz zu fördern. In eigenen präklinischen Studien konnten wir bereits zeigen, dass die Induktion von regulatorischen T Zellen (Tregs) durch die wiederholte Verabreichung von verschiedenen hitzeinaktivierten nicht-tuberkulösen Mykobakterien die Stress Resilienz von Mäusen signifikant erhöhte. Im Rahmen der hier beantragten Studie sollen nun diese vielversprechenden präklinischen Ergebnisse auf die humane Situation übertragen und die stressprotektiven Effekte des Probiotikums Lactobacillus reuteri DSM 17938 in gesunden URBANs untersucht werden. Die zentrale Hypothese dieses Projekts lautet, dass die tägliche orale Verabreichung des Probiotikums L. reuteri DSM 17938 an männliche (N = 32) und weibliche (N = 32) gesunde URBANs über einen Zeitraum von 8 +/-2 Wochen deren inflammatorische Reaktion auf den TSST im Vergleich zu Placebo-behandelten männlichen (N = 32) und weiblichen (N = 32) URBANs verringert. L. reuteri DSM 17938 ist ebenfalls in der Lage Tregs zu induzieren und war im kommensalen Darmmikrobiom unserer Jäger- und Sammler-Vorfahren sehr zahlreich vorhanden (=“Old friends“). Heutzutage lässt sich L. reuteri DSM 17938 sowohl in der Darmflora als auch in der Muttermilch immer seltener nachweisen, was zumindest teilweise der städtischen Lebensweise (d.h. ballaststoffarmer Ernährung, Antibiotika, Trinkwasserbehandlung, Anstieg der Kaiserschnittgeburtenrate usw.) der westlichen, industrialisierten Welt geschuldet ist. Somit ist in modernen industrialisierten Großstädten der Kontakt zu immunregulatorischen „Old friends“ deutlich reduziert, was die vor allem in städtischen Gebieten zu beobachtende Überaktivität des Immunsystems gegenüber harmlosen Umweltallergenen (d.h. Allergien), körpereigenen Antigenen (d.h. Autoimmunerkrankungen), aber auch sozialen Stressoren (d.h. psychosomatische Erkrankungen) erklären könnte. Sollte sich unsere Hypothese bestätigen, könnte hieraus ein innovativer, unkonventioneller und zukunftsträchtiger Therapie- und Prophylaxe Ansatz hervorgehen, um stressassoziierten Erkrankungen in naher Zukunft effektiver begegnen zu können.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
