Detailseite
Projekt Druckansicht

Stigmatisierungsbewusstsein bei Mitgliedern benachteiligter Gruppen

Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 572174304
 
Menschen, die gesellschaftlich stigmatisierten Gruppen angehören, sind kontinuierlich mit Stereotypen, Vorurteilen und Diskriminierung konfrontiert. Der Einfluss von Stigma auf die individuelle Psychologie variiert jedoch erheblich zwischen Personen. Eine zentrale vermittelnde Variable in dieser Variabilität ist das Stigmatisierungsbewusstsein: die individuelle Salienz und Erwartung aufgrund der eigenen sozialen Identität stereotypisiert und diskriminiert zu werden. Individuen mit hohem Stigmatisierungsbewusstsein sind sich akut und chronisch bewusst, wie Stigma ihr individuelles Leben beeinflusst, während diejenigen mit niedrigem Stigmatisierungsbewusstsein wenig Aufmerksamkeit auf ihre stigmatisierte Identität richten. Bisherige Forschung geigt, dass Stigmatisierungsbewusstsein tiefgreifende Auswirkungen auf die Bewältigung von Diskriminierungserfahrungen hat, was sich auf physisches und psychisches Wohlbefinden, Leistungsfähigkeit und soziales Interaktionsverhalten in vielen Kontexten auswirkt. Allerdings gibt es erhebliche Lücken in der theoretischen Konzeptualisierung und empirischen Untersuchung der Ursprünge von Stigmatisierungsbewusstsein. Dieses Forschungsprojekt zielt darauf ab, die Bildung und Veränderung von Stigmatisierungsbewusstsein bei Mitgliedern stigmatisierter Gruppen systematisch zu untersuchen, wobei individuelle, interpersonale, gruppenspezifische und kontextuelle Fragen im Fokus stehen: Welche individuellen Merkmale prädisponieren ein Individuum, ein höheres oder niedrigeres Stigmatisierungsbewusstsein zu entwickeln? Welchen Einfluss haben interpersonale Interaktionserfahrungen und Intergruppenkontakte? Welche Rolle spielen elterliche und gruppenspezifische Sozialisation? Gibt es Unterschiede im Stigmatisierungsbewusstsein zwischen verschiedenen Gruppen und, falls ja, welche Gruppen- und Stigma-Merkmale sind dafür verantwortlich? Welche gesellschaftlichen und kontextuellen Faktoren tragen zur Entwicklung von Stigmatisierungsbewusstsein bei? Um diese Fragen zu beantworten, wenden wir einen multimethodischen Ansatz in fünf miteinander verbundene Arbeitspaketen an, der qualitative, retrospektive, longitudinale, korrelative und experimentelle Methoden verbindet. Ein zentraler Aspekt und Ausgangspunkt des Vorhabens besteht darin, den theoretischen und praktischen Rahmen dieses Forschungsantrags, der in der psychologischen Literatur verankert ist, durch einen qualitativen partizipativen Forschungsansatz zu erweitern, der die Perspektiven von stigma-betroffenen Individuen in den Fokus rückt. Dieser Ansatz ermöglicht es uns, ihre Erfahrungen und Einsichten in die Formulierung von Forschungsfragen und Hypothesen sowie in die Operationalisierung und die Vorgehensweisen aller Arbeitspakete zu integrieren. Wir erwarten, dass unsere Ergebnisse das theoretische Verständnis vertiefen, zukünftige Forschungsbemühungen leiten und praktische Interventionen informieren, die darauf abzielen, die nachteiligen Auswirkungen von Stigma zu mindern.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung