WiWEITER - Wirtschaftsanthropologie Weiter Denken!

• Antragstellerin: Dr. Mechthild von Vacano
• Fachliche Zuordnung: Ethnologie und Europäische Ethnologie
• Förderung: Förderung seit 2025
• Projektkennung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 573581973

Überlagernde Krisen prägen die globalen Dynamiken unserer Zeit und führen zu tiefgreifenden sozialen, ökonomischen und politischen Umbrüchen. Diese Themen stehen im Zentrum der Wirtschaftsanthropologie und bilden den Kern unseres Netzwerks für Early Career Researchers. Als Sozial- und Kulturanthropolog*innen liegt dabei unsere Stärke darin, die ‚großen Fragen‘ (Eriksen 2023) der Gegenwart mit situierten Feldforschungsmethoden anhand ‚kleiner‘, global vernetzter Kontexte zu untersuchen. Das Vorhaben unseres Netzwerks fassen wir als "Wirtschaftsanthropologie Weiter Denken!" im doppelten Sinn: als Bewegung in die Breite und in die Zukunft. Wir zielen damit auf ein erweitertes Verständnis von Wirtschaft, das deren enge Konzeption als Zusammenspiel von Produktion, Verteilung und Konsum (Rössler 2005) um eine umfassendere Perspektive auf Prozesse der Existenzsicherung und der Sorge fürs Leben (Narotzky und Besnier 2014; Bear et al. 2015) erweitert. Zugleich wollen wir die Subdisziplin durch stärkere öffentliche Präsenz weiterentwickeln. Das Ziel des Netzwerks ist es erstens, eine nachhaltige akademische Community aufzubauen, indem Early Career Researchers aus dem deutschsprachigen Raum zusammengebracht werden. Die Netzwerkmitglieder richten den Fokus auf gelebte wirtschaftliche Realitäten, Transformationen und Krisen, jenseits abstrakter Indikatoren wie BIP, Börsenkurse oder Beschäftigungszahlen. Zweitens verfolgt das Netzwerk das Ziel, verschiedene Kontexte, Regionen und ökonomische Systeme vergleichend zu untersuchen und so dynamische, mehrskalige Analysen zu entwickeln, die feldbasierte Perspektiven mit sozialtheoretischen Ansätzen verbinden. Auf diese Weise erfassen wir die Vielfalt ökonomischer Praktiken und gewinnen empirische Einsichten, die alternative wirtschaftliche Zukünfte eröffnen. Unsere Forschung widmet sich gemeinschaftsbasierten Alternativökonomien sowie diversen, nicht-eurozentrischen Vorstellungen eines guten Lebens – Perspektiven, die öffentliche Debatten zur Gegenwartsökonomie bereichern können. Wir bearbeiten diese Themen in drei Schwerpunktfeldern: globale Dis/Integration, soziale Reproduktion und post/wachstumsbezogene Zukunftsentwürfe. Damit möchten wir zwei zentrale Lücken schließen: Denn bislang ist die Wirtschaftsanthropologie ist in deutschsprachigen Debatten kaum präsent – sowohl innerhalb der Wissenschaft im Sinne transdisziplinären Austauschs als auch im öffentlichen Diskurs. Unser Ziel ist es, wirtschaftsanthropologische Forschung in lokalen Kontexten sichtbar zu machen und zivilgesellschaftliche Debatten mitzugestalten. Zudem streben wir eine stärkere Beteiligung an interdisziplinären Diskussionen an und wollen unsere Präsenzin angrenzenden Fächern wie Soziologie und Empirischer Kulturwissenschaft erhöhen. Als angestrebtes Ergebnis des Netzwerks planen wir die Publikation eines neuen deutschsprachigen Handbuchs zur Wirtschaftsanthropologie, das die jüngsten Wiederbelebung der Subdisziplin wiederspiegelt.

• DFG-Verfahren: Wissenschaftliche Netzwerke
• Mitverantwortlich(e): Dr. Verena La Mela