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Der Einfluss von Östradiol auf die Entstehung intrusiver Erinnerungen: Eine doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte experimentelle Studie an gesunden Frauen unter Verwendung eines Trauma-Film-Paradigmas
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professor Dr. Stefan Roepke; Professorin Dr. Katja Wingenfeld
Fachliche Zuordnung
Biologische Psychiatrie
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 573598040
Frauen sind deutlich anfälliger als Männer für Angststörungen, stress- und traumabezogene Erkrankungen. Die zugrunde liegenden biologischen Mechanismen sind jedoch noch nicht vollständig geklärt. Zunehmend deutet die Forschung auf eine zentrale Rolle von Sexualhormonen hin, insbesondere auf Östradiol – das wirksamste natürliche Östrogen im menschlichen Körper. Niedrige Östradiolspiegel stehen im Zusammenhang mit stärker ausgeprägten Symptomen von Depression und Angst, während höhere Spiegel emotionale und kognitive Prozesse wie etwa das Gedächtnis beeinflussen. Östradiol-Rezeptoren sind vor allem in der Amygdala und im Hippocampus zahlreich vorhanden – Hirnareale, die für Emotionen und Gedächtnisbildung essenziell sind. Es liegt daher nahe, dass Östradiol nicht nur Begleitfaktor, sondern auch Mitverursacher psychischer Symptome sein könnte. Auch die Angstkonditionierung – ein zentraler Prozess bei der Entstehung der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) – scheint durch Östradiol beeinflusst zu werden. Aufdringliche Erinnerungen („Intrusionen“), ein Kernsymptom der PTBS, entstehen bei und nach traumatischen Erlebnissen und stehen in Verbindung mit biologischen Stresssystemen wie dem Cortisol- und Noradrenalin-System sowie der autonomen Regulation. Frauen sind nach einem Trauma deutlich häufiger von PTBS betroffen als Männer. Erste Studien deuten darauf hin, dass Östradiol an der Entstehung traumatischer Erinnerungen beteiligt sein könnte. Da viele dieser Studien jedoch korrelativ sind, bleibt unklar, ob es sich um einen ursächlichen Zusammenhang handelt. Experimentelle Ansätze können hier weiterhelfen. Ein bewährtes Verfahren ist das sogenannte analoge Trauma-Paradigma: Gesunde Probandinnen sehen einen belastenden Film, um kurzfristige Intrusionen hervorzurufen. In einem kontrollierten Umfeld lässt sich so die Gedächtnisbildung nach einer „traumaähnlichen“ Situation untersuchen. Ziel der vorliegenden Studie ist es, den Einfluss von Östradiol auf die Bildung intrusiver Erinnerungen nach einem solchen Filmexperiment zu untersuchen. In einer doppelblinden, placebokontrollierten Studie erhalten gesunde Frauen entweder vor dem Film Östradiol (zur Untersuchung der Wirkung auf die Enkodierung), nach dem Film (zur Untersuchung der Konsolidierung) oder ein Placebo zu beiden Zeitpunkten. Damit lässt sich nicht nur der Einfluss von Östradiol auf die Gedächtnisbildung prüfen, sondern auch bestimmen, in welcher Phase er besonders entscheidend ist. Die Ergebnisse könnten wichtige Erkenntnisse zur geschlechtsspezifischen Anfälligkeit für Trauma-Folgestörungen liefern und neue präventive Ansätze eröffnen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
