Tangle-Anwendungen in den Sozial- und Politikwissenschaften, und ihre mathematischen Grundlagen

• Antragsteller: Professor Dr. Reinhard Diestel
• Fachliche Zuordnung: Mathematik
• Förderung: Förderung seit 2025
• Projektkennung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 573843776

Seit der Publikation meines Buchs "Tangles" (CUP 2024) sind eine Reihe von Wissenschaftlern aus den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an mich herangetreten mit dem Ziel, Tangle-Theorie in ihrem Gebiet anzuwenden. Um dies zu begleiten und die dabei entstehenden mathematischen Fragen zeitnah und zielgerichtet zu lösen, brauche ich den einzustellenden Nachwuchswissenschaftler, der unsere Tangle-Algorithmen mit entwickelt hat und sowohl deren theoretische Fundierung kennt als auch ihre Software-Implementation, an der er bereits mitgearbeitet hat. Zu den bereits vorbereiteten Projekten, die durchzuführen dieses Projekt zu Ziel hat, gehören Tangle-basierte Bildung von Bürgerräten, Tangle-Analyse jüngst erstellter Daten aus einem DFG-Projekt zur Bestimmung von Autismus-Typen und Tangle-Analyse des Entscheidungsverhaltens wirtschaftlicher Akteure in der Spieltheorie. Neben diesen angedachten Kooperationen wollen wir die Anwendbarkeit von Tangles auch generisch weiter entwickeln. Für die in meinem Buch beschriebenen Tangle-Anwendungen in den Sozialwissenschaften habe ich positives Feedback vor allem für einen durch sie möglich gewordenen Paradigmenwechsel erhalten: während neue Erklärungen beobachteter Phänomene in den Sozialwissenschaften nach den bislang üblichen Methoden zunächst als Hypothese formuliert und danach empirisch getestet werden, ermöglicht die Tangle-Theorie es, bereits die Formulierung neuer Erkenntnisse aus generischen Studien abzuleiten. Solche Studien müssen jedoch dann umfangreich sein: nicht nur in der Anzahl der befragten Testpersonen, sondern auch inhaltlich. Mangels einer zu testenden konkreten Hypothese müssen die Fragen einen großen Bereich des untersuchten Lebensfelds abdecken, damit bereits existierende aber noch unvermutete Zusammenhänge strukturell für Tangles in den Daten sichtbar werden können. Derart umfangreiche Studien sind nicht nur teuer. Sie sind auch nicht realistisch durchführbar, da zu viele Fragen zu beantworten für die Befragten nicht zumutbar wäre. Wir möchten daher die Möglichkeit ausloten, solche Studien zu ersetzen durch KI-basierte virtuelle Studien, die den für eine substanzielle Erkenntnisse ermöglichende Tangle-Analyse notwendigen Umfang ohne finanziellen Aufwand haben können. Dazu gibt es bereits Vorarbeiten, die wir weiterführen und vertiefen möchten. Konkret planen wir KI-basierte virtuelle Durchführung einer soziologischen Studie.

• DFG-Verfahren: Sachbeihilfen