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Chronologie und Chorologie der Trichterbecherkultur

Subject Area Prehistory and World Archaeology
Term from 2007 to 2010
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 60761264
 
Final Report Year 2012

Final Report Abstract

Im Rahmen meiner Bearbeitung der trichterbecherzeitlichen Fundstellen der Siedlungskammer Flintbek, Kr. Rendsburg-Eckernförde, Schleswig-Holstein konnten über 100 neue AMS-Datierungen und anthrakologische Bestimmungen von Holzkohleproben durchgeführt werden. Darüber hinaus wurden Zeichenarbeiten ausgewählter Steinartefakte angefertigt. Im Raum Flintbek, Kr. Rendsburg-Eckernförde in Schleswig-Holstein legten systematische Grabungen, die das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein von 1976–1996 durchgeführt hatte, eine neolithische Siedlungskammer mit ihrem Gräberfeld aus sechs Langbetten mit megalithischen und nichtmegalithischen Gräbern, fünf Dolmen außerhalb von Langbetten und vier Ganggräbern sowie sechs Grabkonstruktionen der Einzelgrabkultur annähernd vollständig offen. Mit Hilfe des ausgearbeiteten feinchronologischen Gerüsts konnte die Entwicklungsgeschichte en detail nachvollzogen werden: Die frühesten Belege, die zwischen 4300–3500 v. Chr. einzuordnen sind, stellen Siedlungsgruben und -funde dar. Kurz vor 3600 v. Chr. werden die ersten Megalithgräber gebaut. Es handelt sich um Dolmen, die zum Teil in Langbetten integriert werden. Vor allem Langbetten stellen graduell ausgebaute und erweiterte Grabanlagen dar. In Flintbek ist der Bau von Langbetten mit nichtmegalithischen Initialphasen jünger, als der mit megalithischem Kern bei unmittelbar benachbarten Gräbern. Damit ist erstmals absolutchronologisch sicher belegt, das nichtmegalithische Grabanlagen nicht per se an den Anfang einer Entwicklung zu stellen sind. Der Beginn des Baus von Ganggräbern ist zwischen 3350–3000 v. Chr. anzusetzen, wobei hier der flache Verlauf der Kalibrationskurve nach wie vor eine präzisiere zeitliche Einordnung stark erschwert. Die Entwicklungsgeschichte des Langbetts Flintbek LA 3 ist bereits international zugänglich u.a. in der Zeitschrift „Antiquity“ publiziert und schließt eine Forschungslücke in Deutschland. Diese Grabanlage ist durch Wagenspuren, die unter der letzten Hügelschüttung des Langbetts LA 3 dokumentiert wurden, weiträumig bekannt. Mit Hilfe von Wahrscheinlichkeitsmodellen basierend auf Bayes’scher Statistik konnten sie präzise absolutchronologisch auf 3420–3390 cal BC datiert werden. Eine kritische Bewertung sämtlicher Befunde zur Innovation von Rad- und Wagentechnologie belegt, dass die Spuren aus Flintbek damit nach wie vor zu den ältesten Belegen dieser Technik zu zählen sind. Auch mehrfach unter Langbetten beobachtete Hakenpflugspuren konnten absolutchronologisch näher datiert werden. Da sie zumeist die ältesten Spuren im Bereich entsprechender Grabstätten darstellen, muss methodisch mit termini ante quem argumentiert werden. Die beobachteten Pflugspuren weisen Daten auf, die eine Entstehung sicher vor 3400 v. Chr. bzw. in einem Fall wohl vor ca. 3600 v. Chr. belegen. Im mitteleuropäischen Vergleich zählen sie damit zu den best-datierten und ältesten Belegen der Innovation Hakenpflug.

Publications

  • SDS - systematische und digitale Erfassung von Steinartefakten. 2008
    A. Drafehn/M. Bradtmöller/D. Mischka
    (See online at https://doi.org/10.12766/jna.2008.25)
  • Flintbek LA 3, biography of a monument. 2010
    D. Mischka
    (See online at https://doi.org/10.12766/jna.2010.43)
  • Periodisierung der Trichterbecher-Gesellschaften. 2010
    J. Müller/J.-P. Brozio/D. Demnick/H. Dibbern/B. Fritsch/M. Furholt/F. Hage/M. Hinz/L. Lorenz/D. Mischka/Ch. Rinne
    (See online at https://doi.org/10.12766/jna.2010.58)
  • Early Evidence of a Wheeled Wagon in Northern Europe and a Statistical Model of the Building Sequence of the Neolithic Long Barrow at Flintbek LA 3, northern Germany. Antiquity 85/329, 2011, 742–758
    D. Mischka
  • Flintbek LA 3, biography of a monument. In: M. Furholt/F. Lüth/J. Müller (Hrsg.) Megaliths and identities. Early monuments and neolithic societies from the Atlantic to the Baltic. 3rd European Megalithic Studies Group Meeting 13th-15th of May 2010 at Kiel University. Frühe Monumentalität und soziale Differenzierung 1 (Bonn 2011) 67–94
    D. Mischka
  • NoNeK – Ein Aufnahmesystem für steinzeitliche Keramik Nordmitteleuropas. Ber. RGK 2011, 47-58
    D. Mischka
 
 

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