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Post-LGM-zeitliche Pedogenese und Geomorphodynamik in den Aragónesischen Pyrenäen (Spanien)

Fachliche Zuordnung Physische Geographie
Förderung Förderung von 2008 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 66803509
 
Erstellungsjahr 2015

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Ergebnisse belegen eine prozessual sehr ähnliche Landschaftsentwicklung wie in den mitteleuropäischen Glazial- und Periglazialgebieten. Im Rahmen des Projekts gelingt der Nachweis von solifluidal geprägten Sedimenten und Löss, die auf periglaziale Bedingungen hinweisen. Zwar konnten keine rißzeitlichen Sedimente datiert werden, die intensive Lessivierung auf den als rißzeitlich beschriebenen, lössbedeckten Terrassen wird aber auf die Entwicklung einer Parabraunerde während des letzten Interglazials zurückgeführt. Mit dem Würm beginnt sowohl im Glazialraum als auch im Extraglazialraum eine Phase aktiver Geomorphodynamik. Für den Periglazialbereich können Lössanwehung um 61 ± 4 ka (Risø 105018) und Solifluktion um 55 ± 5 ka (Risø 105016) nachgewiesen werden. Die periglazialen Sedimente können gemäß den aus Mitteleuropa bekannten Kriterien für periglaziäre Lagen als Haupt-, Mittel- und Basislagen klassifiziert werden. Auf den Würmmoränen sind zwar Hauptlagen, nicht aber die Basis- und Mittellagen vorhanden. Mittels situmetrischer Analyse lassen sich glazigene Sedimente (i.d.R. till) von periglazialen Sedimenten aufgrund typischer Einregelungsmuster unterscheiden. Mittellagen weisen lessivierte und verbraunte Pedorelikte und Merkmale von Kryoturbation auf. Da Mittellagen außerdem auf den Würmmoränen fehlen und ein OSL-Alter bei 55 ± 5 ka liegt, sind Mittellagen ganz offensichtlich ein Ergebnis (prä-)würmzeitlicher Permafrostbedingungen. Die Hauptlagen sind aufgrund ihrer stratigraphischen Position auf den würmzeitlichen Ablagerungen mit oder nach dem lokalen LGM entstanden. Pedorelikte sind nicht nachweisbar, so dass die Bodenentwicklung in den Hauptlagen, im Unterschied zu den Mittellagen, in einem pedogen nicht vorgeprägten Substrat stattgefunden hat. Die OSL-Alter der Hauptlagen liegen zwischen 14,4 ka und 10,6 ka, was auf eine spätpleistozäne Genese und Bildung nach dem lokalen LGM hinweist. Aufgrund der pedostratigraphischen Befunde sowie der OSL-Alter kann die Asynchronität der Vergletscherung mit einem lokalen LGM um 35 ka im Aragón-Tal und Gállego-Tal ausgeschlossen werden. Vielmehr hat die maximale letztglaziale Vereisung in diesen Tälern mehr oder weniger synchron zum LGM der Pyrenäen insgesamt und der Alpen stattgefunden. Bei der Identifizierung und Kennzeichnung der Pedogenese sind mikromorphologische Untersuchungen sehr aufschlussreich. Darüber hinaus erlaubt das kombinierte Verfahren aus Nasssiebung und Röntgenabsorption eine genauere Kennzeichnung der Tonverlagerung in den Profilen. In den carbonatfreien Böden auf den rißzeitlichen und würmzeitlichen Sedimenten lassen sich so in Verbindung mit den weiteren Analysedaten (v.a. Tonmineralogie und Eisengehalte) Lessivierung, Verbraunung und Rubefizierung als dominante Prozesse feststellen. Entcarbonatisierung ist der prägende Prozess in den carbonathaltigen Böden, wobei eine intensive Sekundärcarbonatdynamik nachgewiesen werden kann, die auch eine biogene Komponente enthält. Der abiogenen und deszendenten Carbonatverlagerung wirkt in den Böden im Untersuchungsgebiet eine biogene aszendente Carbonatverlagerung entgegen. Zudem finden sich Hinweise auf eine kryogene Bildung von Calcit aus carbonathaltigen Lösungen, die als Beleg für periglaziale Bedingungen interpretiert werden. Historische und prähistorische Bodenerosion kann an mehreren Profilen nachgewiesen werden. Die OSL-Alter der Kolluvien reichen von 7,8 ± 0,7 ka bis 0,31 ± 0,03 ka. Die Alter sind konsistent mit den Befunden zur Bodenentwicklung in den Kolluvien.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2010): Sedimentologische Untersuchungen zur quartären Landschaftsgeschichte in den Aragónesischen Pyrenäen. – Jahrestagung des Deutschen Arbeitskreises für Geomorphologie 2010, Schmitten
    Hirsch, F. & Raab, T.
  • (2011): Chronology of Late Quaternary sediments in the Aragonese Pyrenees. Quaternary Sciences - the view from the mountains, INQUA, Bern
    Hirsch, F. & Raab, T.
  • (2011): Geophysical prospection on Late Quaternary sediments in the Gállego Valley, Central Spanish Pyrenees. – Simposio De Glaciarismo El Cuaternario En España Y Áreas Afines, XIII Reunión Nacional De Cuaternario, Andorra
    Hirsch, F. & Raab, T.
  • (2011): Stratigraphy and distribution of Late Quaternary sediments in the Aragon and Gallego Valley (Aragonese Pyrenees, Spain). Quaternary Sciences - the view from the mountains, INQUA, Bern
    Hirsch, F. & Raab, T.
  • (2014): Contradictory indications from terrestrial archives for the asynchronous LGM glaciation in the Central Spanish Pyrenees. General Assembly of the European Geoscience Union (EGU), Wien
    Hirsch, F. & Raab, T.
  • (2014): Geophysical prospection on Late Quaternary sediments in the Gállego Valley, Central Spanish Pyrenees. - Zeitschrift für Geomorphologie, Vol. 58, Suppl. 3, 47-62
    Hirsch, F. & Raab, T.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1127/0372-8854/2014/S-00165)
 
 

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