Psychophysiologische Korrelate von Achtsamkeit und anhaltender Aufmerksamkeit bei nicht Depressiven und bei rezidivierend Depressiven.
Final Report Abstract
Die achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie (engl.: mindfulness-based CT, MBCT) ist wirksam als Rückfallpreventionstherapie bei Major Depression. Die Fähigkeit die Aufmerksamkeit für längere Zeit auf ein bestimmtes Objekt zu fokussieren gilt als notwendige Bedingung für ’achtsames’, ’metakognitives’ Gewahrsein, und daher als kritisch wichtig für den Therapieerfolg. Die anhaltende Konzentration ist deswegen die meist geübte Fähigkeit in MBCT. In unseren DFG-finanzierten Studien haben wir die Annahme, dass diese Fähigkeit durch MBCT verbessert wird, geprüft. Die späte kontingente negative Variation (engl.: late CNV, LCNV), ein eireigniskorreliertes Hirnpotential (EKP), das bekanntlich die Verteilung von Aufmerksamkeitsressoursen in Echtzeit widerspiegelt, wurde als Maß der Konzentrationsfähigkeit angewendet. Die LCNV war nach dem MBCT-Kurs signifikant vergrößert, sowohl im Vergleich zum Prä-Therapie-Wert als auch im Vergleich zur Warteliste-Kontrollgruppe. Weil unsere ’Achtsamkeit-LCNV-Paradigma’ auch die Induktion trauriger Stimmung und eine ’Ruminationsherausforderung’ einschließt, sehen wir dieses Ergebnis als ein Beweis für die verbesserte Fähigkeit der Patienten während leicht dysphorischen Phasen ihre Aufmerksamkeit weg von potentiell depressionsauslösendem Denken oder Grübeln und hin zum Erleben im gegenwärtigen Augenblick zu lenken (dysphorische Rumination ist ein bekannter Risikofaktor für Depressionsrückfälle). Die klinische und diskriminierende Relevanz des LCNV-Effektes und daher auch der gemessenen Konzentrationsfähigkeit bleibt aber nach wie vor unklar, was auch der Hauptgrund für unseren neuen DFG-Forschungsantrag ist. Wir möchten die LCNV als Maß für die anhaltende achtsame Aufmerksamkeit besser validieren, indem wir die LCNV in einer durch MBCT behandelten Gruppe mit der LCNV in einer durch kognitive Therapie (CT) behandelter Gruppe vergleichen und zusätzlich auch den Zusammenhang zwischen der LCNV und einem neu entwickelten auf Selbstbericht basierenden Maß für die anhaltende achtsame Aufmerksamkeit untersuchen. Das langfristige Ziel unseres Projekts ist allerdings den Zusammenhang zwischen der LCNV und der Häufigkeit und dem Schwergrad von depressiven Symptomen und Rückfällen während des Folgejahres nach der Therapie zu untersuchen. Während die zentrale Hypothese unseres Projekts, dass die LCNV eine durch Achtsamkeitstraining verbesserte Konzentrationsfähigkeit widerspiegelt, deutlich bestätigt wurde, konnte die Hypothese, dass die LCNV auch unter Laborbedingungen induzierte Achtsamkeit bei nicht trainierten Versuchspersonen widerspiegelt und von induzierter Rumination unterschiedet, nicht bestätigt werden. Eine mögliche Erklärung für dieses Ergebnis ist, dass unsere ’Achtsamkeits- LCNV-Paradigma’ ganz selektiv nur die durch Training erworbene achtsame Konzentration misst, nicht aber die durch Instruktionen induzierte Achtsamkeit bei nicht Trainierten. Andere mögliche Ursachen für die fehlende Bestätigung der Hypothese wären verschiedene methodologische Einschränkungen unserer bisherigen Experimente. Einige dieser Einschränkungen können in zukünftigen Studien durch geplante weitere Anpassungen und Verbesserungen des Designs überwunden werden. Bisher sind Erfolgsberichte über unser Projekt in Form von Interviews mit Dr. Vladimir Bostanov in den folgenden Publikumsmedien erschienen: ’ARD’, ’SWR4’, ’Schwäbisches Tagblatt’. Prof. Hautzinger hat auch in einem Interview für den ’Reutlinger Genralanzeiger’ über unsere Forschung berichtet. Für den Dokumentarfilm ’Stopping – Wie man die Welt anhält’ wurden schon Interviews mit Dr. Bostanov gedreht; der Film erschient 2013 im Kino.
Publications
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(2011). Psychophysiologische Wirkmechansimen der achtsamkeitsbasierten kognitiven Therapie: Funktionale anteriore Hirnasymmetrie und affektiver Stil
Keune, P. M.
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(2011). Mindfulness-based cognitive therapy (MBCT), cognitive style, and the temporal dynamics of frontal EEG alpha asymmetry in recurrently depressed patients. Biol Psychol 88, 243–252
Keune, P. M., V. Bostanov, M. Hautzinger, and B. Kotchoubey
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(2012). Event-related brain potentials reflect increased concentration ability after mindfulness-based cognitive therapy for depression: a randomized clinical trial. Psychiatry Res 199, 174–180
Bostanov, V., P. M. Keune, B. Kotchoubey, and M. Hautzinger
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(2012). Mindfulness versus rumination and behavioral inhibition: A perspective from research on frontal brain asymmetry. Personality and Individual Differences 53, 323–328
Keune, P. M., V. Bostanov, B. Kotchoubey, and M. Hautzinger