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"Viele ungenutzte Möglichkeiten". Von der Harmonielehre zu den Orgelvariationen op. 40: Die Ambivalenz der Tonalität in Werk und Lehre Arnold Schönbergs

Subject Area Musicology
Term from 2008 to 2009
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 73376857
 
Thema der Arbeit ist die theoretisch-pädagogische und die kompositorische Bedeutung der Tonalität bei Arnold Schönberg. Seine „Harmonielehre" (1911) und seine partielle kompositorische Rückkehr zur Tonalität um 1940 werden dabei erstmals explizit aufeinander bezogen. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen die Entwicklung des Schönbergschen Tonalitätsbegriffs und die tonale Sprache seiner neotonalen Werke, insbesondere der bislang in der Forschung wenig beachteten Orgelvariationen op. 40. Zusammengefasst die wesentlichenForschungsergebnisse:1. In der „Harmonielehre" vermittelt Schönberg theoretisch wie pädagogisch einen progressiven, an den Erfordernissen der musikalischen Moderne ausgerichteten Tonalitätsbegriff, der sich durch konsequente Werkbezogenheit und Zukunftsoffenheit auszeichnet. Dieser verfestigt sich in den späteren theoretischen Schriften zu geschlossenen Systemen.2. Kompositorisch zeigt sich ein ähnliches Bild: Tonalität taucht in den Werken der Zwölftonperiode tendenziell als Zitat auf bzw. basiert auf einfachen Chiffren bzw. Systemen.3. Schönbergs neotonale Werke, allen voran die Orgelvariationen, belegen seine Rückkehr zum komplexen, werkbezogenen Tonalitätsbegriff der „Harmonielehre". Damit könnten sie als Antithese zur absichernden Funktion der Zwölftontechnik gedeutet werden. Die gängige, auf Boulez zurückgehende Sichtweise, der zufolge Schönbergs Spätwerk regressive Züge trage, verkehrt sich so in ihr Gegenteil.4. Im Lichte dieses neuen Interpretationsansatzes erscheint die „Harmonielehre" als bislang ungenutztes theoretisches und pädagogisches Potential, das im Fach Musiktheorie der heute zur Überbetonung von Stilen und Systemen neigenden Hochschuldidaktik vollkommen neue Impulse verleihen könnte.
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