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Captured Voices. "Foreign Peoples" in Sound Recordings - the Case of German and Austrian Research Projects in POW Camps, 1915-1918

Subject Area Modern and Contemporary History
Term from 2008 to 2015
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 77043687
 
Final Report Year 2015

Final Report Abstract

Im Verlängerungszeitraum wurden weiterhin ausgewählte Tonaufnahmen von Kriegsgefangenen im Lautarchiv der Humboldt-Universität zu Berlin übersetzt und analysiert, ergänzt durch das Studium von Akten im Archiv der Universität, im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz und im Archiv des Deutschen Historischen Museums. Die Überraschung bei den Recherchen stellte die Entdeckung dar, dass einige Sprecher auf den Grammophonaufnahmen nicht nur ihre aktuelle Situation beschrieben, sondern auch ihre Gefangennahme schilderten: jenen Moment, der den Übergang von der aktiven Teilnahme am Kriegsgeschehen zum passiven Interniertsein in den Lagern markierte. So haben auch einige dieser in der Forschung unbekannten und zeithistorisch wie biografisch höchst interessanten Aufnahmen Eingang in das abschließend produzierte Hörstück gefunden. Im Rahmen der historischen und theoretischen Bearbeitung des Kontextes der Tonaufnahmen hat sich gezeigt, dass die Platten der Kriegsgefangenen (1915-1918) zunächst eher als Sammlung angelegt wurden, die phonetische Texte ergänzend dokumentieren sollte. Ein Forschungsimpuls, der sich auch auf das Akustische selbst richtete, ist erst gegen Ende der 1920er Jahre zu bemerken, der zusammen mit der Umstellung auf das elektronische Aufnahmeverfahren auch die Umwandlung der Sammlung in ein universitäres Forschungsinstitut (Institut für Lautforschung, 1934) legitimierte. Die Sammlung als Archiv zu bezeichnen, rechtfertigen heute neue, gerade kulturwissenschaftliche Forschungsfragen wie die nach Spuren von Subjektivitäten und Zeitgeschichte in den Aufnahmen. Das öffentliche Interesse für meine Fragen an die historische Sammlung hat sich, gerade zum 100. Jahrestag des Kriegsausbruches im Jahr 1914, an einem vielfältigen Wiederhall in Radiosendungen gezeigt. Die Aufarbeitung der besonderen Eigenschaften des Tonarchivs in Abgrenzung von Archiven mit Schriftgut führten auf theoretischer Ebene auch dazu, das (strukturelle) Schweigen des Archivs, das (inhaltliche) Schweigen der Rede und das (performative) Schweigen der Sprecher nicht als Absenz, sondern als bedeutungsvolle Präsenz ernst zu nehmen – nicht nur in Texten, sondern wiederum im Medium des Akustischen selbst. Aus diesem Impuls heraus entstand ein Hörstück, das versucht, Schweigen nicht nur diskursiv zu kommentieren und damit zugleich zu brechen, sondern – in seiner Uninterpretierbarkeit – auch auszuhalten.

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