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Jahrgang 43 deutscher Historiker - Leben in und mit der Geschichte

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2008 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 79070229
 
Im Jahr 2008 vollenden nicht weniger als 45 an deutschen Universitäten lehrende Historiker das 65. Lebensjahr und erreichen damit die gesetzliche Altersgrenze. Mögen auch einige von ihnen bereits vorzeitig aus dem Dienst ausgeschieden sein und andere vom inzwischen vorliegenden Angebot Gebrauch machen, weiterhin für einen überschaubaren Zeitraum im Amt zu bleiben, so tritt dennoch ein ungewöhnlich starker Jahrgang ab. Es lassen sich an diesem Jahrgang (durchaus mit Blick auf die zahlenmäßig ähnlich starken im Umfeld der in den Kriegsjahren Geborenen), exemplarisch vielschichtige und facettenreiche Wandlungen in der Zunft beobachten und beschreiben. Zumindest teilweise stehen sie im Zusammenhang mit gesellschaftlichen Veränderungen, die sowohl für die Bedingungen des Aufwachsens als auch der universitären Sozialisation und für die Karrierewege an den Universitäten nicht unbedeutend sind. Eine Art kollektiver Biographie bietet sich an, denn nicht nur ist die Zahl hinreichend groß und dennoch überschaubar, sondern die Lebensgeschichte dieses Jahrgangs verspricht interessante Einsichten, weil es sich um einen der ersten Jahrgänge handelt, dessen akademische Lehrer überwiegend zur so genannten - und zu Berühmtheit gelangten - Nachkriegsgeneration gehörten. Nicht weniger interessant ist dieser Jahrgang deshalb, weil er, obwohl bisweilen pauschal zu den „68ern geschlagen,1 mit ,1968 - so eine Hypothese - weniger zu tun hatte als die Älteren und die Jüngeren. Der mögliche Grund: Wer 1943 geboren worden war und 1961/63 mit dem Studium begonnen hatte, befand sich 1968 in der Examensphase. Jedenfalls zählte er damals noch nicht zum akademischen Mittelbau, aber auch nicht mehr so richtig zu den Studierenden. Kriegskindheitsforschungen der letzten Jahre legen überdies die Vermutung nahe, so eine weitere Hypothese, dass die in den katastrophischen Jahren zwischen Kriegsende und Nachkriegszeit gemachten Erfahrungen mehr oder minder stark lebenslang prägend sind und möglicherweise auch unter Bezugnahme auf die „Geschichte, die sie geschrieben und betrieben haben , von den Historikern Jahrgang 1943 reflektiert wird. Es geht also um das Kollektivporträt eines außergewöhnlich starken Historikerjahrgangs, bei dem das ego laborator im Mittelpunkt steht,2 wobei zugrunde gelegt ist, dass das wissenschaftliche Interesse an bestimmten Themenfeldern und Fragen lebens- und erfahrungsgeschichtlich mit motiviert ist. Hohls/Jarausch schreiben - mit Blick auf die in den 1920er und 1930er Jahren Geborenen - das persönliche „Mitleiden an den Konsequenzen des Dritten Reichs sei „ein zentrales Motiv der Nachkriegsgeneration für ihre wissenschaftliche Beschäftigung mit der deutschen Vergangenheit gewesen. Und: die „intellektuelle Bewältigung ist naturgemäß bei der an eigenem Leibe als Katastrophe erlebten Zeitgeschichte am schwierigsten. 3 Für den Jg. 1943 unter den deutschen Historikern müsste deshalb - lebensgeschichtlich und selbstreflexiv - die Beschäftigung mit der Alltags- und Erfahrungsgeschichte der Kriegs- und Nachkriegszeit eine weitaus größere Herausforderung darstellen als für ihre geistigen Väter. Das wird geprüft. Möglicherweise gehen allerdings eigene lebensgeschichtliche Erfahrungen eher mittel- als unmittelbar in Forschungsschwerpunkte ein.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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