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SFB 841:  Leberentzündungen: Infektion, Immunregulation und Konsequenzen

Fachliche Zuordnung Medizin
Biologie
Förderung Förderung von 2010 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 80750187
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Entzündliche Lebererkrankungen infektiöser, metabolischer oder autoimmuner Ursache gehören sowohl in Deutschland als auch weltweit zu den Erkrankungen mit der höchsten Prävalenz. Die Leberzirrhose ist eine der zehn häufigsten Todesursachen in der WHO-Statistik. Das Leberzellkarzinom als Folge chronischer Leberentzündung ist eines der zehn wichtigsten Karzinome, mit gerade auch in westlichen Ländern steigender Inzidenz. Es stellt wahrscheinlich den häufigsten durch Entzündung bedingten Tumor dar. Als zentrales Stoffwechselorgan hat die Leber jedoch eine lebenswichtige Funktion, die es auch unter Belastung und Schädigung zu erhalten gilt. Wohl auch deshalb verfügt die Leber über verschiedene Schutzmechanismen, wozu ihre einzigartige Regenerationsfähigkeit und die ausgeprägte Kapazität zur Unterdrückung von Entzündungsreaktionen gehören. Obwohl diese Fähigkeiten vermutlich einen evolutionären Vorteil darstellen, sind diese jedoch auch mit einer erhöhten Anfälligkeit für chronische Infektionen und einem erhöhten Risiko für primären und sekundären Leberkrebs verbunden. Zentrale Hypothese des SFB 841 war deshalb, dass die Mechanismen der Immunregulation in der Leber über den Verlauf von Entzündungsreaktionen und das Risiko der malignen Entartung entscheiden. Auf der Grundlage eines genaueren Verständnisses der Regulationsmechanismen sollte eine therapeutische Beeinflussung ermöglicht werden. Darüber hinaus sollten aus dem besseren Verständnis der Entzündungsregulation in der Leber auch allgemein gültige Prinzipien der Entstehung, Abheilung und Folgen von Entzündung abgeleitet werden. Durch Zusammenführung von Wissenschaftlern unterschiedlicher Fachrichtungen konnte der SFB 841 eine Vorbildfunktion für Organ-spezifische Entzündungsforschung an unserer Einrichtung einnehmen. Dabei ermöglichte uns der multidisziplinäre, dabei jedoch synergistisch auf gemeinsame Ziele ausgerichtete Ansatz, auf mehreren Gebieten bahnbrechende Befunde zu erzielen, die auch zu neuartigen Behandlungsansätzen führten. 1) Wir haben den Zusammenhang zwischen der Immunantwort auf Pathogene und dem klinischen Krankheitsverlauf beleuchtet, wodurch wir verschiedene Mechanismen aufdecken konnten, die für chronische Infektion, Abszessbildung oder Fibrose verantwortlich sind. Diese Untersuchungen haben zur Entwicklung eines mittlerweile zugelassenen Arzneimittels zur Hemmung von Hepatitis B und D Virusinfektionen geführt, sowie zu einer neuartigen experimentellen T Zell-Therapie zur Klärung bestehender Hepatitis B Virusinfektion. 2) Wir haben eine quantitative und qualitative Charakterisierung regulatorischer T Zellen bei autoimmunen Lebererkrankungen erzielt, und konnten TNF und IL-17 als jeweilige Schlüsselzytokine in Effektor T Zellen bei Autoimmuner Hepatitis und Primär Sklerosierender Cholangitis identifizieren. In einer auf diesen Befunden aufbauenden, noch laufenden klinischen Studie erbringen wir gerade den vorläufigen Wirksamkeitsnachweis einer Anti-TNF Therapie bei Autoimmuner Hepatitis. 3) Wir haben einen wesentlichen Mechanismus hepatischer Immuntoleranz identifiziert, der von lebersinusoidalen Endothelzellen ausgeübt wird. Durch Entwicklung einer patentierten Methode zum selektiven Einbringen von Antigenen in diese Zellen ist es nun möglich, Antigen-spezifische Immuntoleranz herzustellen und Autoimmunerkrankungen wirksam und spezifisch zu behandeln. Der Behandlungsansatz wurde in unserem innovativen Transferprojekt weiter entwickelt und wird zur Zeit von unserem Anwendungspartner ‘Topas Therapeutics’ in klinischen Studien zu verschiedenen Indikationen getestet. 4) Wir haben den Zusammenhang zwischen Metabolismus und Entzündung untersucht, wobei wir miR122 und RORalpha als potentielle Therapieziele bei Fettlebererkrankungen identifizieren konnten. 5) Wir haben IL-6 und IL-22 Signale als Schlüsselfaktoren identifiziert, die Leberentzündung und - karzinogenese miteinander verbinden und somit potentielle Therapiezielebei bei Leberkrebs darstellen. Zusammengefasst denken wir, dass der SFB 841 wesentliche wissenschaftliche Beiträge und Einsichten zu wichtigen biomedizinischen Fragen produziert hat, die zu neuartigen Behandlungsansätzen für bedeutende Erkrankungen geführt haben.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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