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Die moralische Ordnung des Nationalsozialismus. Zum Zusammenhang von Philosophie, Ideologie und Moral
Antragsteller
Professor Dr. Wolfgang Bialas
Fachliche Zuordnung
Geschichte der Philosophie
Förderung
Förderung von 2009 bis 2013
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 83514642
Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus ist von bleibender kultureller, moralischer und politisch-praktischer Bedeutung. Nach der ideologisch begründeten Verfolgung und Vernichtung von politischen Gegnern und rassisch ‚Minderwertigen’ im Nationalsozialismus steht noch immer die Frage nach der Entwicklung einer politischen Kultur des Umgangs mit religiös, kulturell oder ethnisch Anderen in der pluralen Gesellschaft. Auch Genozid und ethnische Säuberungen, die die zivilgesellschaftliche Ordnung moderner Gesellschaften im Konfliktfall zu zerstören drohen, sind immer noch von trauriger Aktualität. Im Mittelpunkt des geplanten Projekts steht die vergleichende Analyse der Argumentationen und Begründungen zur Einführung einer neuen moralischen Ordnung in ideologischen und philosophischen Texten des Nationalsozialismus. Rekonstruiert werden sollen jene historischen und naturgesetzlichen, rassischen und bevölkerungspolitischen, volkshygienischen und biologischen Argumente, mit denen die Konditionierung der Deutschen zur Herrenrasse und der ideologisch begründete Ausschluss der Juden aus dem Geltungsbereich moralischer Verpflichtungen als ethisch richtig und notwendig gerechtfertigt wurden. Diese Analyse soll Aufschluss geben über Funktionsmechanismen selektiver Moral und soziokultureller Diskriminierung. Der Forschungsansatz folgt der Überzeugung, dass nationalsozialistische Moral nicht als separates Forschungsfeld bearbeitet werden kann, sondern an der Schnittstelle von Forschungen zur nationalsozialistischen Ideologie und Herrschaftspraxis liegt (u.a. Täter- und Antisemitismusforschung sowie Forschungen zur nationalsozialistischen Rasseforschung), die in einem eigenen Ansatz zusammengeführt werden. Verfolgt wird das Zusammenspiel der Bestimmung von Anderssein mit Begründungen und Praktiken von Zugehörigkeit und Ausschluss. Dabei wird im Projekt der Hypothese nachgegangen, dass sich in der nationalsozialistischen Weltanschauung eine zeitgenössische Mentalität des korrigierenden Eingriffs in menschliche Kultur und Biologie zu einer ideologischen Politik angewandter Biologie radikalisierte.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen