Anthropologische Untersuchung einer vorspanischen Population aus dem Llanos de Moxos, Bolivien.
Final Report Abstract
Skelettreste vorspanischer Populationen aus dem Amazonasgebiet sind äußerst selten und dann zumeist schlecht erhalten. Bei den DFG-geförderten Grabungen in der Loma Salvatierra, einem Siedlungshügel in den Llanos de Mojos, konnten Reste von 123 Individuen geborgen werden, die sich dank des tonhaltigen Umgebungssediments in teilweise hervorragendem Erhaltungszustand befanden. Nach einer eingehenden anthropologischen Untersuchung der Skelettreste wurden durch die Sachbeihilfe weitergehende naturwissenschaftliche Analysen ermöglicht. Da diese Analysen als Ergänzung der vorangegangenen Untersuchungen zu sehen sind, müssen auch die Ergebnisse zusammengefasst betrachtet werden. Demnach ergibt sich folgendes Bild für die Population der Loma Salvatierra: - Die Menschen lebten in einer friedlichen Zeit. Es gibt keine Anzeichen äußerer Gewalt, fünf wohl durch Stürze verursachte Knochenbrüche sind verheilt. - Die Ernährung bestand überwiegend aus pflanzlicher Kost, wobei Mais eine wichtige Rolle spielte. Die Proteinversorgung wurde durch Jagd und nur in eingeschränktem Umfang auch durch Fischfang gewährleistet. Dass Fischfang keine bedeutende Rolle in der Ernährung dieser Population spielte ist hervorzuheben, da in der Literatur zumeist das Gegenteil für die vorspanischen Bewohner der Llanos de Mojos vermutet wird. - Die Ernährung war generell ausreichend, was sich u.a. in Robustheit und Körperhöhe niederschlug. In der Tendenz waren die Bewohner der Loma Salvatierra größer als zum Vergleich herangezogene neolithische Serien aus Mitteleuropa. - Infektionskrankheiten waren verbreitet und haben häufig zum Tode geführt. Die Kindersterblichkeit war hoch, liegt aber im Vergleich zu europäischen Gruppen des Neolithikums auf mittlerem Niveau. - Alle Individuen, deren aDNA eindeutige Ergebnisse erbrachte, gehören Varianten der Haplogruppe C an, die heute hauptsächlich im brasilianischen Tieflandgebiet verbreitet ist. - 15 Individuen aus der Loma Salvatierra wiesen Knochen- oder Zahnmerkmale für eine "Syphilis im Stadium 3" auf. Bei drei weiteren Individuen waren schwache Merkmale der Syphilis erkennbar. Letztere, sowie drei ansonsten "unauffällige" Individuen, wurden positiv auf den Erreger Treponema pallidum getestet. Nachweislich waren somit 17% der Population mit Syphilis infiziert, die tatsächliche Durchseuchung dürfte sogar noch höher gewesen sein.