Das heuristische Potential nationaler Modellvorstellungen für das Verständnis und den internationalen Vergleich von Migrations- und Integrationspolitiken
Final Report Abstract
Ziel des Nachwuchswissenschaftlernetzwerkes war eine kritische Reevaluierung der vor allem in den 1980er und 1990er Jahren in der vergleichenden Migrationsforschung entwickelten und vielfach verwendeten nationalen Modelle der Integration von Zuwanderern. Diese Modelle des Umgangs mit kultureller (und religiöser) Vielfalt wie Multikulturalismus, Segregation oder Assimilation sind in der Vergangenheit eng mit einzelnen Ländern assoziiert worden und haben als „niederländischer Multikulturalismus" oder „französische Assimilation" zunächst starken Eingang in die wissenschaftlichen und politischen Debatten gefunden. In der jüngeren Vergangenheit wurden diese nationalen Modelle der Integration von Zuwanderern jedoch als zu statisch, normativ aufgeladen und simplizistisch kritisiert. Diese Kritik wurde in den ersten Veranstaltungen des Netzwerks aufgegriffen, empirisch erläutert und zum Anlass genommen, alternative Typologisierungen zu entwickeln. In einer in Form eines Special Issue einer Fachzeitschrift geplanten Abschlusspublikation soll daher das heuristische Potenzial nationaler Integrationsmodelle durch konzeptionelle und methodische Klarheit präzisiert und damit ,reanimiert' werden. Dies kann zum einen durch eine stärkere Differenzierung und Explikation von Bereichen (politischer Diskurs, politische Maßnahmen und Institutionen, Prozesse der sozialen Integration), in denen die Modellunterscheidung dann wirksam wird, geschehen. Zum anderen verspricht auch eine stärkere Trennung von Arbeiten, die Modelle als abhängige Variable verwenden und solchen, die Modelle als unabhängige Variable einsetzen, ein deutliches Plus an theoretischer und methodischer Klarheit. Obwohl mit der Anlage des Projekts (die Fokussiemng auf den Nutzen nationaler Integrationsmodelle) bereits eine Bestätigung der Relevanz von Integrationsmodellen für internationale vergleichende Untersuchungen gewissermaßen miteinprogrammiert war, zeigen die Diskussionen innerhalb des Netzwerks und die für das Special Issue vorgesehenen Publikationen eindringlich, dass ein theoriegeleiteter internationaler Vergleich der Integration von Zuwanderern kaum ohne eine modellhaft vereinfachte Typologisierung möglich ist. Die in der Migrationsforschung von einigen Autoren vertretene Hypothese einer Konvergenz von Integrationspolitiken für Zuwanderer innerhalb Europas und einer daraus resultierenden Hinfälligkeit der Unterscheidung in nationale Modelle stellt sich angesichts der weiterhin bestehenden und in einigen Bereichen sogar wachsenden Unterschiede zwischen einigen Ländem als empirisch nicht haltbar heraus.