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Die Narration von Emotionen - eine soziologische Analyse am Beispiel von Wahrheitskommissionen

Antragstellerin Dr. Hella Dietz
Fachliche Zuordnung Soziologische Theorie
Förderung Förderung von 2008 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 96662916
 
Erstellungsjahr 2009

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Ziel meines Postdocaufenthalts an der University of Chicago war es, die theoretischen Grundlagen für mein Habilitationsprojekt zu legen. Das Habilitationsprojekt hat zum Ziel, mit Hilfe von theorieorientierten Fallstudien einen Beitrag zur Soziologie der Emotionen zu leisten. Ausgangspunkt der Arbeiten in Chicago war die Frage, ob und wie sich der philosophische Ansatz von Martha Nussbaum und die mikrosoziologischen Studien von Jack Katz für soziologische Theorie der Emotionen fruchtbar machen lassen. Mein (vorläufiges) Ergebnis ist, dass sich beide Ansätze über den Begriff der Narration verbinden und in eine soziologische Theorie integrieren lassen (Ähnliches hat 2004 Christiane Voss in einem Band über Narrative Emotionen vorgeschlagen). Dass Emotionen narrativ strukturiert sind bedeutet nicht, dass Emotionen sprachlich verfasst wären, sondem soll im Anschluss an die klassische Definition von Aristoteles bedeuten, dass Emotionen eine „Synthese des Heterogenen" darstellen - eine Synthese der unterschiedlichen Komponenten (körperliche Metamorphose, Interaktion und Interpretation/ Urteil). Diese theoretischen Überlegungen haben zudem zu einer Konkretisierung des empirischen Teils geführt: Mein Interesse gilt nun vor allem dem Aspekt der öffentlichen Erzählung von Emotionen und der Frage, welche Rolle Emotionen in Institutionalisierungsprozessen spielen - Prozessen, in denen unter anderem eine neue Erzählung über ein kollektives Wir etabliert wird. Diese neue Ausrichtung hat wiederum Konsequenzen für die Frage nach Methodologie und Zuschnitt des Projekts: Die Frage, wie ich emotionale Erfahrung analysieren kann, ist zugunsten der Frage in den Hintergrund getreten, was Bedingungen für eine gelingende oder misslingende Institutionalisierung einer kollektiven Erzählung sind. Anstatt verschiedene Wahrheitskommissionen zu vergleichen werde ich mit Südafrika und Polen zwei recht unterschiedliche Transitionsländer im Hinblick auf öffentliche Debatten über die Vergangenheit untersuchen.

 
 

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