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Die Wissenschaft des Judentums und die Anfänge der historisch-kritischen Koran- und Islamforschung: Ein Beitrag zur deutsch-jüdischen Wissenschaftsgeschichte.

Fachliche Zuordnung Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung Förderung von 2009 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 138566701
 
Die „Wissenschaft des Judentums (s. I. Wolf, 1823; A. Geiger, 1875; S. Ucko, 1935) bezeichnet eine deutsch-jüdische Wissenschaftstradition aus der Zeit zwischen 1817-1942, die das intellektuelle Ringen des Judentums mit Tradition und Modeme dokumentiert (M.A. Meyer, 1988; 1. Schorsch, 1994; K. Wilhelm, 1967; M. Richarz, 1974; J. Katz, 1986; J. Cariebach, 1992; M. Brenner, 2000; A. Brämer, 2000; Ch. Schulte, 2001; J. Katz, 2002; Ch. Schulte, 2002; Ch. Schulte, 2003; A. Gotzmann, 2007). Ihre Zentren - Ausstrahlungen waren spürbar von Frankreich und Italien bis in die USA - waren die Hochschule für die „Wissenschaft des Judentums in Berlin (s. I.O. Lehman, 1972, H. Völker, 1990) und das „Beslauer Seminar (Jüdisch-Theologisches Seminar Fraenckelscher Stiftung) (s. G. Kisch, 1963; A. Brämer, 2000), die sich durch historisch-kritische Methoden und Interdisziplinarität auszeichneten. Die intellektuelle Stoßrichtung der „Wissenschaft des Judentums entsprang den Anforderungen der Neuzeit und brach mit dem klassischen jüdischen Lehrsystem, wo das traditionelle religiöse Lehrhaus (hebr. Yeschiva) die eigentliche „hohe Bildung vermittelte. Einher ging die Erweiterung des Curriculums um säkulare Disziplinen, insbesondere der Historiographie und der Philosophie. Neben dem jüdischen Schrifttum widmeten sich eine ganze Reihe von „designierten Rabbinern aber auch mit der Islam- und Koranforschung (z.B. Abraham Geiger, Gustav Weil, Ignaz Goldziher, Josef Horovitz und Heinrich Speyer), Indologie (z.B. I. Scheftelowitz) und Vergleichender Religionswissenschaft (z.B. I. Scheftelowitz, L. Gulkowitsch). Mit der Schließung der Hochschule der Wissenschaft des Judentums im Jahre 1942 (in Breslau schon 1938) durch das nationalsozialistische Regime wurde diese große deutschjüdische Wissenschaftstradition gewaltsam abgebrochen, eine Überführung dieser Wissenschaftstradition nach Palästina scheiterte (s. R. Jütte, 1991; H. Lazarus-Yafeh, 1999), und auch in den Vereinigten Staaten ist dieser Bruch bis heute spürbar. Die vielen Arbeiten zum Islam und insbesondere zum Koran gerieten weitgehend in Vergessenheit. So sind zwar die wegweisenden Werke von Ignaz Goldziher (z.B. „Vorlesungen über den Islam , „Muhammedanische Studien , „Die Richtungen der islamischen Koranauslegung ) bekannt, der oft als Gründerfigur der Islamwissenschaft angeführt wird, aber dass die „Wissenschaft des Judentums gleichsam als Gründerdisziplin einer kritischen Koranforschung gelten kann, deren Anfänge auf Abraham Geigers preisgekrönte Schrift „Was hat Mohammed aus dem Judenthume aufgenommen? (1833) und Gustav Weils „Historisch-kritische Einleitung in den Koran (1844) zurückgehen (s. Ch. Noll, 2007; D. Hartwig, 2008; D. Hartwig, 2009) wird in der Wissenschaftsgeschichte selten wahrgenommen. Auf sie folgten ganze Generationen von jüdischen Gelehrten, die sich auch mit dem Koran und dem Islam befassten, die kaum bekannt sind, z.B. Isaac Gastfreund, Moritz Wolff, Hartwig Hirschfeld, Jacob Barth, Israel Schapiro, Rudolf Leszynsky, Joachim W. Hirschberg, Fritz Goiteln und Dawid H. Baneth. In dem hier vorgestellten Projekt sollen die Arbeiten zum Koran und zur Islamgenese gesichtet und in ihrem wissenschaftshistorischen Kontext aufgearbeitet werden. Auf dieser Grundlage soll das Koranbild der „Wissenschaft des Judentums extrahiert werden, ein Koranbild, dass auf den ersten Blick weit weniger polemisch-apologetisch erscheint, als das ihrer christlichen Vorgänger und Zeitgenossen (s. H. Bobzin, 1995; Th.E. Burman, 2007). Sie bieten auch heute noch, wo die Koranforschung gespalten ist, neue Ansätze und Impulse für die gegenwärtige Koranforschung.“
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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