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Tatzeuge und Historiker der NS-Vernichtungspolitik in Polen: Eine intellektuelle Biographie Szymon Datners

Antragstellerin Dr. Katrin Stoll
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2010 bis 2012
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 175804326
 
Das Projekt befasst sich mit dem Holocaust-Überlebenden Dr. Szymon Datner (1902-1989), der in der Volksrepublik Polen zu den wichtigsten polnisch-jüdischen Historikern für die Geschichte der deutschen Besatzung während des Zweiten Weltkriegs zählte. Datner war zwei Jahre im Bialystoker Ghetto eingesperrt und gehörte nach der Flucht aus dem Ghetto unterschiedlichen Partisaneneinheiten an. Als Mitglied verschiedener Institutionen beteiligte er sich sowohl am Wiederaufbau jüdischen Lebens in Polen als auch an der Dokumentation und Erforschung der Verbrechen. Datner arbeitete u.a. für das Jüdische Historische Institut in Warschau und für die „Hauptkommission zur Untersuchung der Hitleristischen Verbrechen in Polen“. Das Erkenntnisinteresse richtet sich auf Datners Identität als Zeuge und Historiker der NS-Vernichtungspolitik sowie auf seine Rolle innerhalb der Gruppe der Überlebenden im Nachkriegspolen. Die zentralen Fragestellungen lauten: Welche Auswirkungen hatten die lebensgeschichtlichen Erfahrungen, die Bedingungsfaktoren der wissenschaftlichen Produktion und die Eingebundenheit in Institutionen auf die historiographische Tätigkeit und das wissenschaftliche Selbstverständnis Datners? Inwiefern ist sein Lebenslauf repräsentativ für die Gruppe der Holocaust-Überlebenden im Nachkriegspolen? Wie spiegelt sich in seiner Biographie der gesellschaftliche Umgang mit der jüdischen Minderheit in der Volksrepublik Polen? Das Projekt knüpft an das Forschungsparadigma „Opfer als Akteure“ sowie an Arbeiten zur Wissenschaftsgeschichte an. In Polen waren es die Mitarbeiter des Jüdischen Historischen Instituts und seiner Vorläuferorganisation, die eine Holocaustforschung begründeten. Die Tätigkeit Datners im Kontext verschiedener Institutionen und unter Berücksichtigung der komplizierten Situation der Juden in der Volksrepublik Polen untersuchend, greift das Projekt ein zentrales Forschungsdesiderat im Bereich der polnisch-jüdischen Beziehungsgeschichte auf.
DFG-Verfahren Forschungsstipendien
 
 

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