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Effekte des emotionalen Kontexts auf die Placebo-Analgesie und Nocebo-Hyperalgesie in einem viszeralen Schmerzmodell

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Biologische Psychiatrie
Förderung Förderung von 2010 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 138279939
 
Um einen Transfer von Erkenntnissen aus der experimentellen Placebo- und Noceboforschung in die Klinik zu ermöglichen, muss ausgehend von bislang überwiegend deskriptiven Forschungsansätzen besser verstanden werden, wie positive bzw. negative Erwartungen entstehen und wie sie sich verändern (lassen). Es fehlt bislang an fundiertem Wissen über Einflussfaktoren bzw. Modulatoren der durch positive bzw. negative Erwartungen vermittelten Placebo- und Noceboeffekte, insbesondere zur Relevanz negativer Emotionen. Der Schmerz bzw. das Schmerzerleben kann für solche Fragestellungen als „Modellsymptom“ betrachtet werden, mit Hilfe dessen sich spezifische Hypothesen zur Klärung folgender zentraler Frage testen lassen: „Wie lassen sich im Sinne des Behandlungserfolgs Placeboeffekte maximieren und Noceboeffekte minimieren?“. Unsere bisherigen Arbeiten in einem viszeralen Schmerzmodell haben die grundlegende Bedeutung von durch verbale Suggestion induzierten Erwartungen für das Schmerzerleben und die neurale Schmerzverarbeitung bestätigt. Parallel zeichnet sich eine potentielle Rolle peripherer Mechanismen, einschließlich neuroendokriner Mediatoren, ab. In einer aus diesen Befunden resultierenden biopsychosozialen Konzeption von Placebo- und Nocebo-mechanismen stellen negative Emotionen zentrale Zielparameter für Forschungsarbeiten zur Klärung der Modulatoren von Placebo- und Noceboreaktionen dar. Überwiegend korrelative Ergebnisse aus experimentellen und klinischen Placebo- und Nocebostudien sprechen für eine zentrale Bedeutung von negativen Emotionen, insbesondere einer erhöhten Zustandsangst und/oder einer erhöhten Ängstlichkeit als Personeneigenschaft. Dennoch gibt es bislang kaum Studien, die mit experimentellen Methoden (d.h. durch direkte Manipulation von negativen Emotionen) die globale Hypothese testen, dass der emotionale Kontext das Ausmaß bzw. die „Effektivität“ von Placebo- und Noceboeffekten verändern kann. In diesem Fortsetzungsantrag planen wir deshalb eine Verhaltensstudie, um bei Gesunden die Effekte einer experimentellen Manipulation negativer Emotionen auf die Placebo-Analgesie sowie die Nocebo-Hyperalgesie in dem etablierten viszeralen Schmerzmodell zu analysieren. Dabei sollen die spezifischen Hypothesen getestet werden, dass eine durch psychosozialen Stress induzierte erhöhte Zustandsangst (negativer Kontext) die Placebo-Analgesie reduziert und die Nocebo-Hyperalgesie verstärkt. Analog erwarten wir eine verstärkte (effektivere) Placebo-Analgesie sowie eine reduzierte Nocebo-Hyperalgesie durch eine experimentelle Reduktion der Zustandsangst (positiver Kontext), die aufbauend auf früheren Arbeit durch Anwendung einer Entspannungstechnik erreicht wird. Diese Befunde sollen einen Beitrag zum Verständnis interindividueller Varianz in Placebo- und Noceboreaktionen leisten. Darüber hinaus wird das so gewonnene Wissen grundlegend für die Optimierung von klinischen Interventionen und insbesondere der Arzt-Patienten-Kommunikation sein, und zwar unabhängig davon, ob es sich um pharmakologische oder nicht-pharmakologische Therapieansätze handelt. Dementsprechend kann dann die Berücksichtigung emotionaler Zustands- und Persönlichkeitsvariablen des Patienten schließlich zu effektiveren und „personalisierten“ Behandlungsansätzen führen, die Placeboeffekte maximieren und Noceboeffekte minimieren.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
Beteiligte Person Professor Dr. Sven Benson
 
 

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