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Zu Heiligenverehrung und Stifterwesen in Neapel. Untersuchungen zum spätantiken Katakomben- und Kirchenkomplex von S. Gennaro und seiner Entwicklung im Frühmittelalter

Fachliche Zuordnung Alte Geschichte
Förderung Förderung von 2010 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 188498826
 
In Fortsetzung des interdisziplinären Projektes zu Heiligenverehrung und Stifterwesen im spätantiken Neapel soll die Geschichte des Januarius-Kultes abschließend erforscht werden. Am Ende unserer bisherigen Forschungsarbeit ließ sich nämlich eine stets angenommene Dominanz dieses Heiligen im religiösen Leben Neapels im 5. und 6. Jh. zweifelsfrei widerlegen. Aus diesem Grund gilt es nunmehr, seine Stellung innerhalb der autochthonen Heiligenhierarchie neu zu bestimmen, zumal es in den betreffenden Jahrhunderten Anzeichen für einen Heiligenpluralismus in dieser Metropole gibt. Um nun den genauen Zeitpunkt bzw. den Grund für den Wandel des Januarius-Kultes hin zu einem Massenphänomen, das schließlich im Stadtpatronat gipfelt, zu ermitteln, muss die Entwicklung des Kultes ab dem 7. Jh. in den Blick genommen werden. Dabei ist auch zu fragen, ob sich die Anbindung an den lokalen Episkopat fortsetzte, wie sich das bischöfliche Stifterwesen in dieser Zeit darstellte, und welche Auswirkungen diese beiden Phänomene auf die sakrale Topographie der Stadt hatten. Geklärt werden muss schließlich, welche Rolle der bereits in der Spätantike in der Katakombe fassbare Bischofskult, u. a. verkörpert durch den heiligen Agrippinus (als möglicher Konkurrenzheiliger zu Januarius), noch spielte. Diese und weitere eng miteinander verwobenen Fragen sollen mittels einer Fülle von vielfach unpublizierten archäologischen, epigraphischen, numismatischen und literarischen Zeugnissen beantwortet werden, um so erstmals ein klareres und umfassendes Bild von Heiligenverehrung und Stifterwesen in Neapel vom 5.-10. Jh. zu zeichnen. Dadurch ist ein weitreichender Erkenntnisgewinn sowohl für die spätantike und frühmittelalterliche Kunst- als auch für die gleichzeitige Kirchengeschichte Neapels und Campaniens zu erwarten. Die Resultate sind aber nicht nur von lokaler/regionaler Bedeutung, sondern sie sind zugleich paradigmatisch für die allgemeine Religions- und Kunstgeschichte der betreffenden Zeitspanne. So stellen u. a. die bisher kaum rezipierten und teilweise neu entdeckten frühmittelalterlichen Katakombenmalereien Neapels eine erhebliche Bereicherung für unser (aufgrund der nur wenigen erhaltenen Denkmäler aus dieser Epoche der Kunst) ziemlich bruchstückhaftes Wissen über die Entwicklungsgeschichte der Malerei in Ost und West dar.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Beteiligte Person Dr. Tomas Lehmann
 
 

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