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FOR 1642:  Landnahme, Beschleunigung, Aktivierung. Dynamik und (De-)Stabilisierung moderner Wachstumsgesellschaften

Fachliche Zuordnung Sozial- und Verhaltenswissenschaften
Förderung Förderung von 2011 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 189197227
 
Moderne Gesellschaften sind dynamische Wachstumsgesellschaften. Gleich ob in ihrer formativen Prägung kapitalistisch oder sozialistisch, beruhte und beruht ihre relative Stabilität über zahlreiche Krisenperioden hinweg auf steigender ökonomisch-technischer Effizienz und wachsendem materiellen Wohlstand. Spätestens in der ökonomisch-ökologischen Doppelkrise der Gegenwart deutet sich jedoch ein Kontinuitätsbruch an. Wachstums- und Wohlfahrtssteigerung fallen auseinander, technischökonomisches Wachstum ist selbst zum Krisentreiber geworden. Damit stellt sich auch für die Soziologie die Frage nach den Wechselbeziehungen zwischen dynamischer Selbststabilisierung und den Legitimationsprinzipien moderner Gesellschaften neu. Möglicherweise hat, so die These der Antragsteller, die Steigerungslogik fort-währender Landnahmen, Beschleunigungen und Aktivierungen einen kritischen Schwellenwert überschritten, an dem die Dynamisierungsimperative der kapitalistischen Moderne selbst zur Disposition stehen. Dadurch ausgelöste Krisen- und Veränderungsprozesse scheinen gegenwärtig in einer Infragestellung konventioneller Wachstumsregimes zusammenzulaufen. Aus diesem Grund soll die Wachstumsproblematik im Zentrum des beantragten Kollegs stehen. Einen Gegenstand in Veränderung vor Augen, schlagen die Antragsteller eine dialogische Arbeitsweise vor, die am Grundprinzip konstruktiver Kontroverse ausgerichtet ist. Diese Arbeitsweise ermöglicht es, unabgeschlossene, offene Prozesse sozialen Wandels über systematische Denkexperimente und diskursive Annäherungen zu bearbeiten. Das Format der Kolleg-Forschergruppe bietet ideale Voraussetzungen für ein solches gesellschaftswissenschaftliches Experimentierfeld. Die Antragsteller wollen das Kolleg als Laboratorium nutzen, um die Transformation kapitalistischer Wachstumsregimes analytisch zu erfassen und kritisch zu begleiten. Dabei werden drei Zielstellungen verfolgt: Im Dialog mit international anerkannten Vertreterinnen des Fachs, herausragenden Nachwuchswissenschaftlern sowie ausgewählten Expertinnen aus der Praxis soll (1) die Wachstumsproblematik moderner Gesellschaften mittels der Konzepte Landnahme, Beschleunigung und Aktivierung analysiert werden. Dabei gilt es (2) das theoretische Innovationspotential dieser Dynamisierungskonzepte zu entfalten. Als ein international sichtbares Forum wird das Kolleg (3) Raum für Debatten über die Möglichkeiten und Grenzen einer Transformation hin zu Nicht-Wachstumsgesellschaften bieten. Im Anschluss an die Forschungen im SFB 580 sowie an diverse Vorarbeiten der Antragsteller zielt das Kolleg darauf, soziologische Expertise in eine gesellschaftliche Großkontroverse einzubringen, welche die Öffentlichkeiten nicht nur europäischer Gesellschaften auf Jahre hinaus bewegen wird.
DFG-Verfahren Kolleg-Forschungsgruppen

Projekte

stellvertr. Sprecher Professor Dr. Hartmut Rosa
 
 

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