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Rhetorik und Öffentlichkeit im sogenannten Investiturstreit

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung von 2011 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 190517828
 
Der Investiturstreit gilt als eine der bedeutendsten Umbruchsperioden des europäischen Mittelalters. Seine Auswirkungen auf einen merklichen Wandel der Streitkultur und die neu ausgerichtete Indienstnahme der antiken Rhetorik im 11. und 12. Jh. auszuloten und dabei das kulturelle Innovationspotential dieser gesamtgesellschaftlichen Auseinandersetzung zu analysieren, ist Ziel des Projektes. Die der Führungsschicht entstammenden Autoren der meist in Briefform gehaltenen Streitschriften verfolgten ihr zentrales Ziel, die Schaffung einer eigenen Gruppenidentität durch Abgrenzung von den Widersachern, unter kräftigem Einsatz rhetorischer Mittel, die beim lauten Verlesen ihre Wirkung entfalteten. Da die Streitkultur des Investiturstreits erstmals mehrere Öffentlichkeitssegmente im Streit hervorgebracht hat, sind mit jedem dieser Segmente auch neue Formen der Präsentation verbunden, die eine neue Sprachästhetik und Rhetorik bedingten und dabei in hohem Maß aus antikem Bildungsgut schöpften. Ausgangspunkt für die Analyse der rhetorischen Mittel ist die erste systematische Brieflehre des Mittelalters von Alberich von Montecassino, deren Entstehung im Umfeld des Reformpapsttums lokalisiert wird. Symptomatisch in dieser Phase war das paradoxe Nebeneinander von angewandter Rhetorik und scharfer Kritik an sophistischer Wortklauberei. Der damals einsetzende kontinuierliche Bedeutungsanstieg rhetorischer Mittel als wesentlichem Parameter der Streitkultur zeigt sich dann exemplarisch in der Person Papst Alexanders III., dessen Rhetorikkenntnisse sogar im Liber pontificalis, also in päpstlicher Perspektive, als Voraussetzung seiner Wahl 1159 dargestellt wurden. Daher verdient die katalytische Wirkung des Investiturstreits auf eine neu definierte, stark von antiker Rhetorik geprägte Streitkultur nicht nur des päpstlichen Schrifttums dringend eine eingehende Untersuchung.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Beteiligte Person Professor Dr. Florian Hartmann
 
 

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