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Wahnsinn in Hamburg - psychische Devianz im Kontext kolonial-maritimer Urbanität (ca. 1890-1930)

Fachliche Zuordnung Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung von 2006 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 19309483
 
Die spezifischen Bedingungen in der international bedeutenden Verkehrs- und Handelsmetropole Hamburg haben auf unterschiedliche Weise die Wahrnehmung von und den Umgang mit Wahnsinn bestimmt. Ziel des Vorhabens ist es, im Rahmen des Verbundprojekts ¿Kulturen des urbanen Wahnsinns (1870-1930). Konstruktion und Handhabung von Schwellenphänomenen in der Moderne ein spezifisches Hamburger Tableau zu erstellen. Anhand zweier Beispiele werden besondere Hamburger Dimensionen, die bei der Konfiguration von psychischer Devianz bedeutsam waren, erörtert. Es geht erstens um die ¿geisteskranken Rückwanderer¿ aus Amerika zwischen 1898 und 1914 und ihre Behandlung in der Hamburger Irrenanstalt Friedrichsberg Hier wird eine Gruppe von Personen mit psychischer Auffälligkeit greifbar, deren Existenz nur im Kontext der besonderen Bedingungen eines bedeutenden Aus- und Rückwanderungshafens erklärbar ist. Die zweite signifikante Gruppe für die Untersuchung psychischer Devianz in Hamburg wird durch die progressiven Paralytiker gebildet. Konkret geht es um die Veränderungen bei der Wahrnehmung und Deutung ihrer Krankheit durch die ab 1919 in Hamburg praktizierte Malariatherapie. Hier ist die enge Zusammenarbeit der Friedrichsberger Irrenanstalt mit dem Hamburger Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten bemerkenswert, die auf die Besonderheiten in der Forschungslandschaft und Wissenschaftskultur Hamburgs als einer Hafenstadt mit traditionell engen Beziehungen nach Übersee verweist. Beide Patientengruppen sind gut geeignet, um anhand der vorhandenen Fremd- und Selbstzeugnisse im Kontext einer internationalen Verkehrs- und Handelsmetropole die besondere Konstruktion und Handhabung von Schwellenphänomenen in der modernen Konzeptualisierung von Wahnsinn zu rekonstruieren und zu erörtern. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Analyse der Wechselwirkungen zwischen Wissenschaft/ Psychiatrie auf der einen und Presse/Öffentlichkeit auf der anderen Seite.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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