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Mobilitätsbiographien: Analyse des Mobilitätsverhaltens und Wohnstandortentscheidungen aus der Lebenslaufperspektive

Fachliche Zuordnung Städtebau/Stadtentwicklung, Raumplanung, Verkehrs- und Infrastrukturplanung, Landschaftsplanung
Förderung Förderung von 2011 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 198788666
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Mittelpunkt des Projektes standen die drei Dissertationen der Bearbeiterinnen mit folgenden zentralen Ergebnissen: Hannah Müggenburg: In der Arbeit wurde das Zusammenspiel von Lebensereignissen und dem Verkehrshandeln untersucht. Bi- und multivariate Analysemethoden, wie logistische Mehrebenen- Analysen und Varianzanalysen wurden zur Auswertung genutzt. Über den Lebensverlauf hinweg zeigte sich im mittleren Alter eine gewisse Stabilität im Verkehrshandeln, das sowohl in jüngeren wie in älteren Jahren durch eine steigende Anzahl von Änderungen geprägt ist. Es zeigen sich Unterschiede in der Häufigkeit von Umzügen und beruflichen Ereignissen zwischen den Generationen sowie Angleichungen in den zur Verfügung stehenden Mitteln zur Bewältigung der Alltagsmobilität zwischen den Geschlechtern innerhalb der Generationen. Die Ergebnisse betonen die Rolle des Umzugs im Zusammenhang mit der Etablierung von Gewohnheiten in der Alltagsmobilität. Das vielzitierte Gelegenheitsfenster, das sich durch Lebensereignisse für Änderungen öffnen soll, fand in der vorliegenden Arbeit weitere Belege: Änderungen im Verkehrsmittelbesitz finden häufiger beim Erleben von Lebensereignissen statt. Weiterhin wurde die Qualität der Methode zur Erhebung von Mobilitätsbiografien unter Einbezug der Rückmeldung von Teilnehmenden kritisch reflektiert und hinsichtlich Testgütekriterien evaluiert. Die Arbeit leistet einen Beitrag zum Verständnis des Zusammenspiels von Lebensereignissen und der Änderung des alltäglichen Verkehrshandelns sowie der Weiterentwicklung der Methode zur Erhebung retrospektiver Mobilitätsbiografien. Lisa Döring: Die Arbeit untersucht alltägliches Mobilitätshandeln im Lebensverlauf und zwischen Geburtskohorten. Die Arbeit erarbeitet einen theoretischen Ansatz zur Untersuchung von Mobilitätssozialisation im Lebensverlauf und zeigt, dass quantitative Mobilitätsbiografien mit der in der Mobilitätsforschung neuen Methode der Markov Modelle zielführend untersucht werden können. Entgegen der Erwartungen wird unter Personen, die um 1957 geboren sind, kein direkter Zusammenhang zwischen Veränderungen in der Autoverfügbarkeit oder Verkehrsmittelnutzung auf Berufswegen und dem Mobilitätshandeln ihrer Eltern gefunden. Die empirischen Ergebnisse zeigen, dass Veränderungen in der Berufswegedistanz maßgeblich mit Veränderungen in der Autoverfügbarkeit und Verkehrsmittelnutzung verbunden sind. Dagegen sind andere Ereignisse, wie beispielsweise eine Hochzeit oder die Geburt eines Kindes, von geringerer Bedeutung. Darüber hinaus sind von älteren zu jüngeren Kohorten eine Standardisierung und eine Homogenisierung von Mobilitätsbiografien bezüglich des Führerscheinerwerbs, der Autoverfügbarkeit und der Verkehrsmittelnutzung zu erkennen. Janna Albrecht: Die Arbeit setzte sich mit Wohnbiografien auseinander. Zum einen wurden durch die Aufbereitung der Daten die Datenqualität reflektiert und zum anderen Wohnstandortentscheidungen in der Familiengründungsphase empirisch untersucht. Es zeigte sich, dass die Datenqualität befragter Frauen höher ist als die der Männer. Zudem wurde deutlich, dass retrospektive Erhebungen zur Erfassung einiger Datentypen nur bedingt geeignet sind. Für die Wohnstandortentscheidungen in der Familiengründungsphase konnte der Einfluss der vorherigen Wohnbiografie (Anzahl der Umzüge und Wohndauer) bestätigt werden. Es konnte außerdem die Bedeutung der Eltern (im Sinne eines „vererbten“ Wanderungstyps als auch hinsichtlich der Nähe zum elterlichen Wohnstandort) herausgestellt werden. Die Besonderheit dieser Untersuchungen lag darin, dass sowohl die biografischen als auch die elterlichen Einflüsse beider Partner (eines Familienhaushaltes) berücksichtigt wurden. Zudem wurde dem Ort der Kindheit und Jugend ein besonderes Interesse gewidmet, was in der Forschung bisher wenig Beachtung gefunden hat. Insgesamt zeigte sich hier ein hohes Maß an Sesshaftigkeit sogar über Generationen hinweg.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2014) Gendered key events in the life course: effects on changes in travel mode choice over time. Journal of Transport Geography 37 47–60
    Scheiner, Joachim
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.jtrangeo.2014.04.007)
  • (2015) Mobility biographies: A review of achievements and challenges of the mobility biographies approach and a framework for further research. Journal of Transport Geography 46 151–163
    Müggenburg, Hannah; Busch-Geertsema, Annika; Lanzendorf, Martin
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.jtrangeo.2015.06.004)
  • (2017) Life-course data reconstruction using complementary information taken from linked lives. Transportation Research Part A: Policy and Practice 104 308–318
    Albrecht, Janna; Holz-Rau, Christian; Scheiner, Joachim
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.tra.2017.03.016)
  • (2019) Residential Location Choices of Couples Considering both Partners’ Residential Biographies and Family Ties. CPoS (Comparative Population Studies) 44
    Albrecht, Janna; Döring, Lisa; Holz-Rau, Christian; Scheiner, Joachim
    (Siehe online unter https://doi.org/10.12765/CPoS-2019-12)
  • (2019) The role of parents’ mobility behavior for dynamics in car availability and commute mode use. Transportation 46 (3) 957–994
    Döring, Lisa; Kroesen, Maarten; Holz-Rau, Christian
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1007/s11116-017-9823-x)
  • (2015) Bleibt alles anders?-Eine Untersuchung zum Einfluss privater Lebensereignisse auf das Verkehrshandeln im Generationenvergleich/Ein bisserl was geht immer! Praxiskommentar zum Beitrag. Umweltpsychologie, 19 (1) 121-143
    Hannah Müggenburg
  • Mobility Socialization in Work Trip Biographies: Work Trips Over the Life Course of Two Generations Transportation Research Record (Conference Paper for Transportation Research Board in Washington D.C. 2015)
    Döring, L. Albrecht, J. Scheiner, J. Holz-Rau, C.
  • Räumliche Mobilität und Lebenslauf ; Studien zu Mobilitätsbiografien und Mobilitätssozialisation. Wiesbaden ; Springer VS ; 2015 ISBN: 978-3-658-07546-0 ; 978-3-658-07545-3
    Scheiner, Joachim; Holz-Rau, C. (Hg.)
  • The Relevance of the Place of Childhood and Adolescence for Residential Choice in Later Life - A Life-Course and Intergenerational Approach Transportation Research Record (Conference Paper for Transportation Research Board in Washington D.C. 2015)
    Albrecht, J. Döring, L. Holz-Rau, C. Scheiner, J.
  • Lebensereignisse und Mobilität. Eine generationsübergreifende Untersuchung von Mobilitätsbiographien. SMV-Reihe, Springer VS (Dissertation)
    Müggenburg, H.
    (Siehe online unter https://dx.doi.org/10.1007/978-3-658-16068-5)
  • Mobilitätsbiografien und Mobilitätssozialisation - Eine quantitative Analyse von Sozialisations-, Alters-, Perioden- und Kohorteneffekten in Alltagsmobilität (Dissertation) SMV-Reihe, Springer VS, 2018. XX, 338 S.
    Citavi
    (Siehe online unter https://dx.doi.org/10.1007/978-3-658-22825-5)
 
 

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